12.08.2009 – Kunst in der Hotellerie: Allgemeine Hotel und Gastronomie Zeitung, Petra Mewes
Interview mit Eva Mueller zum Thema „Kunst in der Hotellerie“
Allgemeine Hotel und Gastronomie Zeitung:
Wie sollten Hoteliers an das Thema herangehen, wenn sie in ihrem Haus Kunst präsentieren möchten, selbst aber keine Experten sind (das dürften ja die wenigsten sein)?
Eva Mueller: Das Dilemma selbst nicht Experte zu sein und trotzdem die richtige Auswahl treffen zu müssen, meistern Hoteliers in vielen Fachgebieten. Niemand kommt auf die Idee eine Lichtplanung alleine zu entwickeln. Auf dem Gebiet der Kunst scheint das anders. Häufig wählen auch Innenarchitekten farblich passende Plakate oder Drucke aus. Dies erfolgt dann aber nach rein dekorativen Gesichtspunkten. Immer mehr Menschen besuchen Ausstellungen und interessieren sich für Kunst. Von der Kunst in der Hotellerie sind sie deshalb häufig enttäuscht. Dabei gibt es sehr preisgünstige Werke von soliden Künstlern. Richtig ausgewählt und platziert, lässt sich damit eine einzigartige Atmosphäre erzielen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das besonders anziehend auf Ihre Gäste wirkt.
Galerien sind auf eine bestimmte Stilrichtung spezialisiert, in der sie ca. 15 Künstler vertreten. Suchen Sie sich also wirklich unabhängige Berater mit breitem Angebot. Das Einfühlungsvermögen in Ihre spezielle Vision, Ihre Zielgruppe von Hotelgästen, ihre Hotelbelange (z.B. nachhaltig beständige und pflegeleichte Oberflächen) ist zu prüfen. Kümmert sich Ihre Beratung auch um die Rahmung und richtige Inszenierung der Kunstwerke, weiß sie um einfache Hotelsicherungssysteme? Kann sie Referenzen vorweisen, die Sie überzeugen?
Allgemeine Hotel und Gastronomie Zeitung:
Macht es Sinn, Kunst in der Hotellerie nur gelegentlich bei besonderen Anlässen bzw. spontan (z.B. durch sich ergebende Kontakte zu einem Künstler) auszustellen?
Eva Mueller: Erstellen Sie – wie bei allen anderen Aktivitäten – eine klare Kosten-Nutzen Analyse. Können Sie damit andere Gäste oder Zielgruppen aus Ihrer Umgebung ins Hotel locken? Sind die Räume der Ausstellung wirklich für Besucher zugänglich? Können Sie professionelle Pressearbeit dazu leisten? Passt der Anlass, das Thema der Ausstellung, zu Ihrem Haus? Bedenken Sie, dass anerkannte Künstler eine Miete erwarten, wenn Sie keine Exponate verkaufen können. Nur Laienkünstler stellen in Hotels ihre Werke aus, ohne irgendeinen anderen Gegenwert zu erwarten. Überlegen Sie, ob Sie damit wirklich Ihrem Image dienen.
Allgemeine Hotel und Gastronomie Zeitung:
Halten Sie es für das Image eines Hotels besser, sich als Kunst-affin oder gar als Künstler-Hotel zu profilieren?
Eva Mueller: Jede Image-Maßnahme ist nur sinnvoll, wenn sie authentisch zu Ihrer Vision und Mission, zu Ihrer Zielgruppe, Ihrer Einrichtung, Ihrem Stil passt. Ein Hotel mit Laura-Ashley Blümchentapeten wird nicht plötzlich mit jungen Künstlern modern. Es kann höchstens unglaubwürdig werden. Es gibt Hotels ganz ohne Kunst, auch die finden ihre Gäste, wenn sie diese Linie konsequent gehen. Verzichten Sie lieber darauf, anstatt Ihr Image mit Werken in Frage zu stellen, deren Qualität nicht überzeugt. Stehen Sie als Besitzer/in, Hoteldirektorin oder –direktor mit Herz und Seele hinter dem Kunstprogramm? Wenn Sie sich damit wirklich einen Namen machen wollen, brauchen Sie ein überzeugendes Konzept für mindestens drei Jahre.
Allgemeine Hotel und Gastronomie Zeitung:
Kunst kann man heute nicht nur kaufen, sondern auch mieten bzw. leasen.
Mit welchen Firmen, Galeristen oder Künstlern arbeitet man da zusammen.
Was sind bei den drei Varianten jeweils die Vor- und die Nachteile?
Eva Mueller: Ob Sie nun eine Ausstellung machen oder die Kunst leasen, bei allen Anbietern sollten Sie auf die in Frage 1 besprochenen Qualitätskriterien achten. Ist es wirklich ein Vorteil für Ihr Haus, wenn die Kunstwerke wechseln? Erhalten Sie damit mehr Gäste oder werden ihre Stammgäste eher verwirrt und wünschen sich eine prägnante Ausstattung, passend zu Ihrem Stil? Berechnen Sie die Mietkosten auf die gewünschte Zeit, lohnt es sich wirklich langfristig? Bedenken Sie, dass Sie Original Handdrucke von anerkannten Künstlern ab ca. 350 Euro erhalten können.
Allgemeine Hotel und Gastronomie Zeitung:
Wo liegen Stolpersteine bzw. vor welchen Fehlern sollte man sich hüten?
Eva Mueller: Alles was Sie tun, sollte Sinn und Bedeutung im Kontext Ihres Hotels und Ihrer Zielsetzung haben. Wenn Sie sich wirklich mit Liebe der Kunst zuwenden wollen, dann achten Sie auf die beste Qualität, damit Ihre Gäste immer wieder gerne zu Ihnen kommen. Und scheuen Sie sich nicht genau nachzufragen. Leider kommt es immer wieder vor, dass in der Kunstszene der Eindruck vermittelt wird, man sei dumm, wenn man etwas nicht versteht. Wer keine Erklärung gibt oder geben will, hat oft keine Qualität zu bieten. Holen Sie sich dafür eine vertrauenswürdige Beratung an Ihre Seite, damit Sie dies kritisch hinterfragen können.