Arbeitsethos
Guten Tag,
was tragen wir nicht alles in uns, als Kinder unserer Eltern, unserer Zeit, unserer nationalen, (nicht-)religiösen und politischen Prägung!
Wenn ich Kunst in Unternehmen bringe, erlebe ich immer wieder erstaunliche Einstellungen zum Thema Arbeitsethos, die den Betroffenen selbst oft erst in unserem Gespräch so richtig bewusst werden. So unterschiedlich die Auftraggeber sein mögen, es verbindet sie doch eine ganz bestimmte Idee von Arbeit – und vor allem eine Vorstellung von wertschätzendem Umgang mit ihren Mitarbeitern. Ansonsten würden Sie wohl auch nicht gerade meine Dienstleistung in Anspruch nehmen.
Was doch bei dem Einen oder der Anderen noch mitschwingt (gar nicht unbedingt gewollt und häufig auch nicht angenehm für den/ die Betroffene):
Arbeit als Strafe: „Im Schweisse Deines Angesichts sollst du dein Brot essen“ (1Mose Kapitel 3)
Arbeit als Glücksgefühl, als „Flow“, als Schaffens- und Tätigkeitsrausch, wenn genau die richtige Mitte zwischen Über- und Unterforderung gefunden ist (Mihaly Csikszentmihalyi)
Arbeit als Existenzberechtigung: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. (Bibel Thessalonicher 3 Vers 10, interessanterweise übernommen im Artikel 12 der Verfassung der UDSSR, die ja sonst nicht viel mit Religion zu tun haben wollte). Besonders perfide wurde die Verknüpfung dieses, doch sehr willkürlich so zu Bekanntheit gekommenen Zitats, zu dem es auch gegensätzliches in der Bibel gäbe, im nationalsozialistischen Terror. Menschen verwirkten allein deshalb Ihr Lebensrecht, weil sie behindert, alt, einfach „anders“, kurz arbeitsunfähig waren. Wie immer bei besonders unmenschlichen Ideologien wurden eigene Unfähigkeitsgefühle projiziert und im Aussen bestraft, hier von einem Langzeitarbeitslosen: Adolf Hitler.
Arbeit als Sinn-stiftendes Lebenselement, wie wir sie wohl heute zunehmend erleben wollen.
Wie sieht Ihr Arbeitsethos aus? Stimmt er mit Ihrem Ideal überein – oder gibt es da Diskrepanzen zwischen dem „Gewohnten“ und dem was Sie wirklich wollen? Was wäre ein wirklich positiver neuer Gedanke für Sie?
Mit den besten Wünschen
Ihre Eva Mueller
Für das Four Seasons Golf Resort fand ich ein Gemälde von Arno Backhaus, das augenzwinkernd mit der landläufigen Meinung über das Arbeitsethos von Künstlern spielt (noch dazu in Südfrankreich): Der Maler, mit dem Pinsel unter dem Arm, döst in der Sonne, die Füsse auf dem Tisch, sein Bild entsteht quasi von selbst.
Wahrscheinlich will man oft gar nicht wissen, dass Künstler/innen genauso von 8 bis 18 Uhr ins Atelier gehen, viel Zeit mit der Organisation von Ausstellungen zu tun haben und in manchen Fällen von einer Assistent/in bis zu hunderten von Werkstattangestellten führen…
Der Maler Arno Backhaus (nicht zu verwechseln mit gleichnamigen) schafft gerne Ikonenbilder von unterschiedlichsten Arbeitsidentitäten wie Handwerkern, Tänzerinnen, Bauarbeitern, Managern.