Dämonen
Guten Tag,
Emotionen pur löst die geniale Inszenierung der Dämonen, Wasserspeier und Heiligenfiguren aus, die im neu arrangierten Augustinermuseum in Freiburg zu sehen ist. Wie immer sind die Pole schwarz und weiss, gut und böse, beruhigend und verunsichernd bedrohlich, ganz nah beieinander dargestellt.
Der hohe Raum, die Verdichtung der Figuren, die sonst im Kirchenschiff auf grösserem Raum zu sehen sind, tun ihr übriges, um eine berührende Wirkung zu erzeugen, die nur Kunst auslösen kann. Die Spannung und Energie zwischen den Polen wird sinnlich spürbar, erlebbar, rührt im Innersten an.
Wie die Altäre von Hans Baldung Grien und Holbein dem Jüngeren, sind die skurrilen Wasserspeier des Freiburger Münsters legendär. Eigentlich ging es bei letzteren ja um die Funktion, das Regenwasser geschickt abzuleiten, damit es nicht die Mauern beschädigen würde. Schon im 5. Jh. vor unserer Zeitrechnung kamen Baumeister auf diese Idee, um diese notwendige Massnahme zugleich auch schön und geschickt zu gestalten, bzw. mit weltanschaulichen oder religiösen Inhalten aufzuladen.
So wehren die Dämonen am Eingang zu hinduistischen Tempeln, vor asiatischen Palästen oder christlichen Kirchen eben jene ab. Sie schützen vor unguten Geistern, in dem sie um das Böse wissen, es erkennen und spiegeln können. Dieses sogenannte Resonanzprinzip, also das Andere in sich selbst zu erkennen (bzw. zu erkennen, welcher Ansatzpunkt im Eigenen eine bestimmte Resonanz im Anderen hervorruft) anstatt im Sündenbockprinzip nach aussen zu projizieren, ist sicher die hilfreichste Schutzfunktion.
Mit begeisterten Grüssen
Ihre Eva Mueller
Hier ein Blick von oben auf die Figuren und Wasserspeier im Augustinermuseum in Freiburg (ganz schnell für Sie mit dem Handy aufgenommen, damit sich zumindest ein kleiner Eindruck vermittelt – aber natürlich entfaltet sich die Wirkung wie bei jeder Kunst nur im Original).
Über die ganz speziellen Techniken der „Baustelle Gotik“ informiert die aktuelle Ausstellung noch bis zum 25. April 2014.
Foto Eva Mueller