Guten Tag,

ein neuer Blickwinkel kann alles ändern. Wie schnell sind wir mit Urteilen, Einschätzungen, Bewertungen. Kennen wir schon. Bereits gesehen. Abgehakt. Kennen wir nicht? Dann taugt es bestimmt nichts. Ganz was Neues, modernes, in aller Munde? Dann müssen wir mithalten, um dabei zu sein.

Alles nicht sehr hilfreiche Konzepte, um heraus zu finden, wohin der eigene Weg führen soll. Wie aber dem nachspüren? Woran orientieren? Wie offen sein und trotzdem wissen, wo Grundwerte verletzt werden?

Von einem Extrem ins andere zu fallen ist wenig hilfreich. Die gute Nachricht: Wir können uns bewegen. Die Perspektive wechseln. Wir müssen uns nicht für schwarz oder weiss entscheiden. Standpunkte können sich je nach Situation verschieben und gerade deshalb Sinn machen.

Künstler/innen beschäftigen sich intensiv mit verschiedenen Perspektiven. Wie sieht etwas von einer ganz anderen Seite aus? Stimmen die Proportionen noch? Kippt etwas aus dem Gleichgewicht? Wirkt es unharmonisch? Hat es zu wenig Spannung?

Wie hilfreich ist es, diese Prinzipien des Blickwechsels auch in ganz alltäglichen Lebenssituationen anzuwenden!

In der Kunst geht es immer wieder um die Balance. Betrachten aus dem Abstand. Näher kommen. Sich entfernen. Überprüfen. Ordnen. Neu sortieren. Um sich so stetig auf das Ziel zu bewegen: Die Vision eines Werkes, das berührt. Essenz vermittelt. Zu uns spricht.

Und uns bewegen kann, die Perspektive zu wechseln und so ganz neu zu sehen.
Welche Freude!

Herzlich Ihre Eva Mueller

Am Freitag konnte ich zu den Nürtinger Kunsttagen die Ausstellung „Faltungen“ von Eberhard Freudenreich für die Volksbank in Nürtingen eröffnen. Seine Arbeiten sind ein sehr gutes Beispiel für den Perspektivwechsel. In den „Verschiebbaren Raumschichtungen“ fordert er uns auf, die bemalten Glasplatten zu verändern und damit immer wieder neue Möglichkeiten zu entdecken.

Und selbst scheinbar unveränderbare Objekte wie die dreidimensionalen Schnittformen wirken jeweils anders – je nach Blickwinkel. Hier der Blick von aussen in die Schaufenster in Nürtingen.

Auch der Maler Michael Dillmann spielt mit dem Perspektivwechsel. Fotografische Schärfe gewinnen seine meisterlichen Gemälde mit etwas Abstand. Die sich sofort auflöst, wenn wir näher treten. Über ihre ästhetische Anziehungskraft hinaus vermitteln sie uns deutlich, wie wesentlich es ist, immer wieder Abstand zu gewinnen, den Überblick nicht zu verlieren.

Hier ein Gemälde aus der Serie „Unterwegs“ als Reminiszenz an den unglaublichen Sommer!

Und hier noch ein Linolschnitt von Michael Dillmenn aus der Serie „Via Aurelia.

 

 

 

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