Guten Tag,
wer möchte nicht zugehörig sein? Anerkannt werden. Wertgeschätzt. Erfolgreich im Beruf. Geborgen im Privaten.
Der Wunsch nach Zugehörigkeit, nach dem guten Gefühl, angekommen zu sein, am richtigen Ort, mit den richtigen Menschen, ist wohl eines der tiefgreifendsten Bedürfnisse. In archaisch-dörflichen Strukturen regelte sich dies über Jahrhunderte und Jahrtausende qua Geburt. In unserer Zeit sehr individueller Lebensentwürfe hadern wir in dem Punkt häufig mit uns selbst.
Liegt es an uns, wenn wir uns nicht so angenommen fühlen? Sind wir in der falschen Community? Hindern uns einschränkende Glaubenssätze? Wollen wir nicht mit dem Mainstream schwimmen? Oder sind wir zu wenig kooperativ? Doch nicht so erfolgreich? Zu wenig liebenswürdig gar?
Dabei gab und gibt es interessanterweise auch in sehr traditionellen Gesellschaftsstrukturen Aussenseiter/innen. Manche sind ihrer Zeit einfach voraus. Wollen oder können den vorgegebenen Normen und Regeln nicht entsprechen. Sind irgendwie anders. Nicht so fit. Oder unkonventioneller. Herausfordernd für festgefügte Gemeinschaften. Vielleicht visionär?
Ohne die Rufer/innen in der Wüste, Vorausdenker/innen, Künstler/innen, die ungewöhnliche Sichtweisen eröffnen, Selbstverständliches in Frage stellen, freier – und gefährdeter – leben und arbeiten, sähe es allerdings düster aus für unsere Evolution. Aber die Betroffenen müssen ihr Anderssein, ihr Herausfallen aus den üblichen Strukturen, psychisch und physisch aushalten! Richtig einordnen. Sich nicht einschüchtern lassen. Ihre Sicht der Dinge nicht zurückhalten. Oder sich anpassen.
So schwer es manchmal fällt, anderen nicht die Schuld zu geben, dass wir an einem bestimmten Ort nicht so dazugehören, nicht so wertgeschätzt und anerkannt werden, wie wir es uns wünschen – es gilt den eigenen Part zu erkennen. Vielleicht schliessen ethische Grundsätze, Zukunftsvorstellungen und Lebensentwürfe aus, eine bestimmte Arbeit, Partnerschaft oder gesellschaftliche Aufgabe zu übernehmen. Das kann weh tun.
Umso wichtiger ist es, aufmerksam wahrzunehmen, wo man wirklich hingehört – und WIRK-SAM sein kann!
Einen frohen Sonntag in der unterstützendsten Umgebung für Sie,
wünsche ich Ihnen von Herzen,
Ihre Eva Mueller
„Alltagshelden“ nennt die Künstlerin Gloria Gans sehr passend die Protagonist/innen ihrer Bilder. In schönster Malart und wunderbarer Farbigkeit gelingt es ihr, die Menschen, die z.B. unseren Müll versorgen auf zauberhafte Weise anzuerkennen und darzustellen. Damit erhalten sie einen ganz anderen gesellschaftlichen Stellenwert.
Gloria Gans
„Alltagsheld“ 30×25 cm, Acryl, Öl auf Jute, 2016
Gloria Gans
„Alltagsheld“ 40×30 cm, Acryl, Öl auf Jute, 2016
In ihrer Serie „migrare“ stellt uns Gloria Gans Menschen vor, die es gerade besonders schwer haben, Zugehörigkeit zu erlangen. Aus grausamsten Verhältnissen geflohen, existenziell bedroht, werden sie in ihrem Menschsein zutiefst in Frage gestellt. Es gelingt der Künstlerin in ihren Gemälden Nähe und Verbundenheit herzustellen – und genau die Empathie zu erzeugen, die Zugehörigkeit erst ermöglicht.
Gloria Gans „migrare“, 150 x 250 cm, Acryl, Öl auf Jute 2015
Gloria Gans
„migrare IV“ 150 x 250 cm, Acryl, Öl auf Jute 2015