Guten Tag,
„Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit“ hat Carlo Strenger sein Buch genannt, in dem er die Lebensrealitäten unserer Epoche beschreibt. Ständige Vergleiche und Bewertungen in den sozialen Medien verstärken den Druck. Wer nicht berühmt und (finanziell) erfolgreich ist, scheint selbst schuld zu sein. Prominentenkult und Summe der Follower sind ein deutliches Signal für die Kommerzialisierung des eigenen Ichs. Wer am meisten konsumiert, besitzt und verbraucht, scheint oben angekommen. Illusion der Omnipotenz. Anachronismus pur!
Das Dilemma: Zwischen all den Wünschen und unzähligen Möglichkeiten, die heute vielen offen stehen, den eigenen Weg zu finden. Authentizität. Wie mit freiem Geist ein selbstbestimmtes, sinnvolles, wertebasiertes Leben führen? Eine innere Logik finden, die nicht dem Mainstream entsprechen muss? Aber zu Stimmigkeit und Glück führt. Wenn wir uns trauen!
John F. Kennedy’s „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst“ scheint sehr ins Hintertreffen geraten. Wobei gerade Mitgefühl und Einsatz für andere zu Selbsterkenntnis und Selbstachtung führt. Wirkliche Bedeutsamkeit entsteht über SINN-volles Engagement in Gesellschaft und Kultur. Denn was sonst ist ein gutes Leben?
Mit engagierten Grüssen
Ihre Eva Mueller
Abb: Beatriz von Eidlitz „Wer bin ich – und wenn ja wieviele“, Eisen, Pigmente und Oxide, versch. Formate
„Wer bin ich? „Wie sehen mich andere? Wer will ich sein?
Mit „Inside-Out. Konstruktionen des Ichs“ ermöglichte das Kunstmuseum Wolfsburg Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren gemeinsam mit den Kuratoren eine Ausstellung zu entwickeln. „Bei der Suche nach dem Selbst werden Jugendliche mit einer Flut an Identifikationsangeboten aus der realen und digitalen Umwelt konfrontiert, die sie individuell mit gesellschaftlichen Normen in Einklang bringen müssen“, schreiben die Ausstellungsmacher. Die Projektteilnehmer/innen konnten an Hand von über 200 Werken professioneller Künstler/innen Themen wie sexuelle Selbstbestimmung, Schönheitsideale, Selbstinszenierung, Abgrenzung, Krisen, Konflikte darstellen.
Die Ausstellung läuft bis zum 12.1.2020.