LEBEN MIT DEN GÖTTERN UND GÖTTINNEN
Guten Tag,
„die erste Bedingung menschlicher Güte ist etwas, das man lieben,
die zweite etwas, das man verehren kann“.
Dieses Zitat von George Eliot stellt Neil MacGregor, bis 2015 Direktor des British Museums, in seinem grossartigen Kompendium zum Leben mit den Göttern dar. Er zeigt auf, wie „jede bekannte Gesellschaft über eine Reihe von Überzeugungen und Annahmen verfügt – einen Glauben, eine Ideologie, eine Religion -, die weit über das Leben des Einzelnen hinausreichen und einen wesentlichen Teil einer gemeinsamen Identität darstellen.“
In besten Sinne entsteht so Zugehörigkeit. Im schlechtesten Spaltung. Letzteres geschieht immer dann, wenn die menschliche Güte fehlt, die Freude an der Vielfalt. Dabei gibt es Länder und Zeitphasen, in denen genau dieses Miteinander ganz unterschiedlicher Glaubensvorstellungen wunderbar gelang.
Das römische Imperium war so erfolgreich, weil es Fremde immer offen aufnahm, ja ihnen sogar grosszügig das Bürgerrecht zuerkannte. Ganz unterschiedliche Gruppen und Gemeinschaften profitierten davon. Bündnisse waren auch mit Andersgläubigen möglich. Eroberten Regionen liess man die Freiheit eigener Rituale und Gepflogenheiten, wie Kathryn Lomas in ihrem grossen Geschichtsband „Der Aufstieg Roms“ erklärt.
Wir brauchen Erzählungen, Texte und Bilder, die eine gemeinsame Geschichte und Identität vermitteln. Schilderungen, woher wir kommen, wie wir miteinander leben können, wie wir unseren Platz im gesellschaftlichen und kosmischen Gefüge finden, welche Zukunftsvisionen auch noch die nächsten Generationen tragen. Sie helfen uns, Zeremonien und Rituale zu finden, die das Jahr gliedern, Gemeinschaft initiieren.
Wie immer Ihre Rituale über die Feiertage aussehen,
welche Zugehörigkeiten SIe pflegen,
was Sie lieben und verehren,
ich wünsche Ihnen erholsame, besinnliche, gesegnete Stunden,
herzlich Ihre Eva Mueller
Hier gleich zwei dicke Schmöker als Buchempfehlungen, ideal für die freie Zeit – und Ihren lokalen Buchladen:
Neil MacGregor „Leben mit den Göttern“ im C.H.Beck Verlag, 545 Seiten
Kathryn Lomas „Der Aufstieg Roms. Von Romulus bis Pyrrhus, Klett-Cotta Verlag, 541 Seiten
GRATULATION an Tai Shani, Lawrence Abu Hamdan, Helen Cammock und Oscar Murillo (v.li).
Sie machen vor wie es geht! Und teilen sich die renommierteste Anerkennung der Kunstwelt, den Turner Prize. Als deutliches Zeichen und Statement in einer Zeit, die vom Aufstieg rechten und faschistischen Gedankenguts bedroht ist, setzen sie auf „Gemeinsamkeit, Vielfalt und Solidarität“ und baten die Jury nicht Eine/n von ihnen zu nominieren, den Preis Ihnen gemeinsam zu verleihen.
CHAPEAU!