Guten Tag,

erleben wir gerade einen historischen Moment? Wird nichts mehr so sein wie zuvor? Oder rechnen Sie nach einer zeitlichen Übergangsphase mit einer Rückkehr zum „business as usual“?

Matthias Horx, einer der renommiertesten Zukunftsforscher meint, dass wir uns in einer Tiefenkrise befinden, in der sich eine neue Welt zusammenfügt. Um eine Vorstellung davon zu entwickeln, was sich ändern könnte, wendet er die Technik der Re-gnose an. Also einen imaginären Blick aus der Zukunft zurück auf unsere momentane Situation.

Im Herbst dieses Jahres erinnern wir uns an eine erste Schockreaktion und die (mehr oder weniger) erstaunliche Erfahrung, dass Verzicht das Leben einfacher machen kann. Entspannter. Sich damit neue Möglichkeiten eröffneten. Dass die Kontakteinschränkungen zu mehr Nähe führten, Bindungen bewusster aufrecht erhalten oder neu geknüpft wurden. Ein rücksichtsvollerer Umgang begann. Die telefonische Erreichbarkeit zu mehr Verbindlichkeit führte. Persönliche Begegnungen, Gespräche, Handschlag und Umarmungen gewannen fundamental an Bedeutung.

Natürlich erwiesen sich etliche digitale Vernetzungen als sinnvoll und erhaltenswert. Aber auch die Künstlichkeit der Begegnungsmöglichkeiten wurde schärfer wahrnehmbar. Die Schalheit vieler Trash-Unterhaltungsangebote, wenn man plötzlich nur noch auf so etwas angewiesen ist. Radikale politische Meinungen verloren an Aufmerksamkeit. In Krisensituationen ist Konstruktives gefragt.

Die entscheidende Veränderung beschreibt Matthias Horx im sozialen Miteinander. Wer hätte gedacht, dass plötzlich über Balkone hinweg gemeinsam gesungen und musiziert wird? Dass in Windeseile Einkaufsangebote für ältere Menschen in zuvor anonymen Mietshäusern entstehen. Allerorten phantasievolle Unterstützungsideen für Künstler/innen, Freiberufler/innen, regionale Läden aufkeimen.

In der Technik der Rückblick-Prognose erkennen wir den inneren Wandel, den wir durchlaufen haben. Nach Matthias Horx entsteht so „Zukunfts-Intelligenz“ – geglückte Angstbewältigung. Soviel Positives in Krisenzeiten zu erleben verändert tiefgreifend.

Es gibt einen interessanten Zusammenhang zwischen momentan enttäuschten Erwartungen an einen „normalen“ Alltag – und dem was Kunst auslösen kann. Werke der besonderen Art lösen auf den ersten Blick so gar nicht ein wie wir uns ein Gemälde, eine Skulptur oder eine Installation vorstellen. Und plötzlich sehen wir mehr. Intensiver. Bewusster.

Bleiben Sie fröhlich und gesund!
Herzlich, Ihre Eva Mueller

 

Zum ausführlichen Nachlesen finden Sie Matthias Horx‘ Corona-Rückwärts-Prognose unter:

48 – Die Welt nach Corona

Abb: Horst Kuhnert, Tafelbild 20/20, s.a.rot, Holz, Acryl, Dispersion, 80×70 cm

Künstler/innen kennen prekäre Phasen – und verlieren ihre Vision niemals aus den Augen. Ganz besonders, wenn man schon auf eine so lange Zeit und so viele gelungene Werke zurückblicken kann wie Horst Kuhnert. Gerade hat er 3 neue Bilder fertig gestellt – und arbeitet einfach weiter. Was sonst?

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