SIEBENUNDSIEBZIG TAGE HOMEOFFICE-VIDEOKONFERENZEN
Guten Tag,
welchen Eindruck macht es, wenn die halbe Welt weiss, dass Joe Biden, der demokratische USA-Präsidentschaftskandidat für seine Videokonferenzen im Keller sitzt? Wie chaotische Regalbestückungen im Hintergrund wirken, hat wohl irgendein/e Berater/in gemerkt. Zumindest sind nun Fahne und Baseball mit ein paar Büchern garniert und geordnet.
Und welchen Eindruck vermitteln Sie in Ihrem Homeoffice bei Videokonferenzen? Ich sehe gerade ziemlich unglücklich gewählte Hintergrundausschnitte. Wenn ein Kind durchs Bild läuft, ist das nett und schafft auch mal private Nähe. Wenn der Raum hinter Ihnen durch verschiedene Kanten, Ausschnitte von Regalen, Lampen, beliebigen Plakaten, Privatfotos durchschnitten ist, wirkt das unprofessionell und hat natürlich auch einen (unbewussten) Einfluss auf Ihre Gesprächspartner/innen.
In meinen Projekten für die richtige Kunstauswahl in Unternehmen spielt die Corporate Identity eine wichtige Rolle. Welche Vision leitet die Organisation? Wie kann sie sichtbar und erlebbar werden? Mit welcher Kunst begeistern wir Kunden und Mitarbeiter/innen?
In Windeseile ist nun all dies zusammengeschrumpft auf schnell installierte Videokonferenzsituationen im eigenen Heim. Wie immer das dort aussieht. Ob jemand dafür ein Gespür hat oder nicht. Diskutiert wird zwar die Kleidung (bitte keine Jogginganzüge). Aber der Hintergrund? Das Ambiente? Die „neue“ Corporate Identity?
Sollte ein höherer Anteil an Mitarbeiter/innen langfristig im Homeoffice arbeiten, müssen Firmen mit einer professionellen Einrichtung und Gestaltung dafür sorgen, dass ihr Image auch in diesem Umfeld noch adäquat zu ihrem Anspruch, ihrer Kompetenz und Markposition passt.
Bis dahin: Gucken Sie Ihr eigenes Videobild ganz genau an und räumen Sie hinter sich auf. Würden Sie diesen Bildausschnitt für ein Businessfoto wählen? Sorgen Sie für einen ruhigen Hintergrund, klare Aussagen, die zu Ihrer Profession passen.
Am Besten natürlich mit einem herausragenden Kunstwerk!
Mit engagierten Grüssen,
Ihre Eva Mueller
EIN GROSSARTIGES BEISPIEL
wie die Filmversion mit ihren spezifischen Mitteln den Eindruck der Originalaufführung intensivieren kann, zeigt die geniale Aufnahme von Dido & Aeneas, choreographiert von Sasha Waltz zur Musik von Henry Purcell. Eigentlich sollte ihre Choreographische Oper die Ludwigsburger Festspiele Anfang Mai eröffnen.
Von der Liebe in Zeiten des Krieges erzählt das Stück auf unnachahmliche Weise und bringt uns Mensch und Körper wieder so nahe, wie es unserer eigentlichen Natur entspricht. Grosse Kunst!
Der Film von Peter Schönhofer wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet, er ist bis 5. Juni in der Mediathek von ARTE verfügbar:
https://www.arte.tv/de/videos/033514-000-A/dido-und-aeneas-von-sasha-waltz/
Abb.: Zeichnung von Johanna Helbling-Felix, Skulptur von Horst Kuhnert, Garuda Schattenspielfigur aus Bali, Objektbild von Ossi Fink (von links nach rechts)