Guten Tag,
wer wünscht sich das nicht? Genau hier, genau jetzt am richtigen Ort zu sein. Zur richtigen Zeit. Mit sich im Einklang. Stimmig. Einverstanden.
Wie oft geht es Ihnen so? Dauernd, selten, manchmal, häufig? Passt gerade die Zeit nicht? Oder der Ort? Das Umfeld? Spezielle Leute? Die Aufgabe? Oder nicht die richtige Aufgabe? Der Sinn?
Die Zufriedenheit nimmt ab in Konfrontation mit dem Spiegel. Einem realen – nachdem wir mittlerweile visuell auf Ideale gepolt sind, die kaum jemand erfüllt, die oder den wir bei unserer Arbeit oder auf der Strasse sehen. Oder im Zusammenspiel mit Spiegelneuronen, die uns (wie der Name schon sagt) wiederspiegeln, was wir an Resonanz bei anderen aufnehmen – oder an sie ausstrahlen.
So spielen Spiegel in Mythen, Erzählungen und natürlich in der Kunst eine bedeutende Rolle. Weil sie so vielschichtige Ebenen erreichen. “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die (oder der) Schönste im ganzen Land?“ Natürlich gibt es immer andere, attraktivere. Wer spielt des Spiegels Stimme? Wir selbst?
König Ludwig der XIV konnte sich dagegen in seinem Spiegelsaal in Versailles gar nicht genug sattsehen an sich selbst, seiner Macht und Bedeutung. In 17 grossen und 350 kleineren Spiegeln reflektierte sich am Tag der prächtige Park, am Abend der Schein tausender Kerzen und das prunkreich den König feiernde Deckengemälde.
Moderne Künstler nutzen die Spiegeleffekte ebenso. Gerhard Richter setzt dafür riesige Glasflächen in Schwarz Rot Gold an den Eingang des Reichstagsgebäudes. Michelangelo Pistoletto zeigt eine Etrusker Figur vor dem Spiegel – oder nutzt die Effekte, um Betrachter/innen mit ins Werk zu ziehen.
Genau das nimmt auch Jeppe Hein in seiner Arbeit „I AM RIGHT HERE RIGHT NOW“ auf. Besucher/innen sehen sich in diesem Kontext im Ausstellungsraum. Sind aufgerufen, Stellung zu nehmen. Lieber einen weiten Bogen schlagen? Oder direkt in die Augen schauen und zustimmen?
Sie sind genau richtig hier und jetzt! Was sonst?
Mit den besten Sonntagsgrüssen
Ihre Eva Mueller
Abb.: (nur während der Ausstellungszeit)
Jeppe Hein, I AM RIGHT HERE RIGHT NOW, 2018, Foto Studio Jeppe Hein / Jan Strempel, Courtesy König Galerie, Berlin, 3030 Gallery New York und Galleri Nicolai Wallner, Copenhagen
Online-Einblick in die Ausstellung:
https://www.youtube.com/watch?time_continue=289&v=VFnxFdeo6KE&feature=emb_title
Die Ausstellung zeitlos. Vom Wesen der Zeit mit Jeppe Hein, Alicja Kwade, Gabriela Oberkofler, Nasan Tur, Marijke van Warmerdam läuft in der Kunsthallte Göppingen bis zum 30. August 2020.
Gleichzeitig sind Besucher/innen im Projektraum C1 aufgerufen ihre eigenen Fotos als Zeitdokumente während des Lockdowns mitzubringen und auszustellen.
Und in der Unteren Halle zeigt die „Konsumkünstlerin“ Stephanie Senge ihre Konsumbibliothek mit Produkten, die „Seele, Energie, Erfolg, Frauen, Freiheit oder Solidarität“ versprechen.