Guten Tag,

diese Woche er­zähl­te Jac­que­line Flory beim Münch­ner Wirt­schafts­fo­rum von ihrem Pro­jekt. Für mich das gross­ar­ti­ge Bei­spiel einer er­folg­rei­chen Vi­sio­nä­rin.

Wenn der Schnee schmilzt, das Was­ser von den Ber­gen in die Bekaa Ebene im Li­ba­non­ge­bir­ge läuft, dann ste­hen die Zelt­städ­te der sy­ri­schen Flücht­lin­ge unter Was­ser. Es gibt keine Möbel, nur Ma­trat­zen am Boden. In die­ser Zeit kann sich also kein Kind und kein Er­wach­se­ner zum Schla­fen legen. Weil der Flücht­lings­sta­tus feste Bau­ten ver­bie­tet, gibt es auch keine Aus­sicht auf Ab­hil­fe.

Wir hören fast jeden Tag von die­sen Schre­ckens­sze­na­ri­en. Oder sehen Bil­der davon. Im Herbst 2015 sass die Über­set­ze­rin für Ara­bisch, Eng­lisch und Spa­nisch, Jac­que­line Flory mit ihrem vier­jäh­ri­gen Sohn wäh­rend sol­cher Nach­rich­ten vor dem Fern­se­her. Als er be­dau­er­te, dass „wir da gar nichts tun kön­nen“, er­schrak sie. Und kam ins Han­deln, um ihren Kin­dern (und uns allen) eine an­de­re Bot­schaft mit auf den Weg zu geben: Wir kön­nen hel­fen!

Mit die­sem Ent­schluss star­te­te sie ihr Pro­jekt „Zelt­schu­le“. Ge­wann deut­sche Schu­len für Part­ner­schaf­ten und Ak­tio­nen, viele Ein­zel­ne und Un­ter­neh­men für Spen­den, pro­mi­nen­te Un­ter­stüt­zer*innen als Pat*innen – und eine li­ba­ne­si­sche Künst­le­rin für die Ge­stal­tung der ers­ten Zelt­schu­le. Alle sechs Wo­chen, wenn Fe­ri­en sind, fährt sie mit ihren Kin­dern in den Li­ba­non und küm­mert sich um be­reits be­ste­hen­de Zelt­schu­len und grün­det neue. Ganz per­sön­lich. Vor Ort. Hört genau, was die Men­schen brau­chen und ver­sucht das zu or­ga­ni­sie­ren. Sie denkt dabei vor allem ganz­heit­lich.

Er­wach­se­ne Flücht­lin­ge dür­fen im Li­ba­non nicht ar­bei­ten. Aber Kin­der. Als bil­li­ge Ern­te­hel­fer*innen kön­nen nur sie die Fa­mi­lie am Leben er­hal­ten. Somit war für Jac­que­line Flory klar, dass sie die Le­bens­mit­tel­ver­sor­gung für alle Fa­mi­li­en mit or­ga­ni­sie­ren muss, damit die Kin­der zur Schu­le gehen kön­nen. Und dass ge­ra­de die Kriegs­wit­wen eine Ar­beits­per­spek­ti­ve brau­chen, wenn sie nach ihrer Rück­kehr in Sy­ri­en über­le­ben wol­len. Also gibt es Aus­bil­dun­gen. Und Kurse für An­alpha­be­ten. Und Un­ter­stüt­zung für Mäd­chen, damit sie wei­ter­füh­ren­de Schu­len be­su­chen kön­nen. Und, und, und…

Stand heute gibt es 30 Zelt­schu­len. Die Or­ga­ni­sa­ti­on von Jac­que­line Flory er­nährt und küm­mert sich damit um 25000 Men­schen. Wenn das keine Er­folgs­sto­ry ist!

Seit ich die Aus­stel­lung „To­ge­ther“ und den Aus­tausch von 26 Künst­ler*innen aus ara­bi­schen und eu­ro­päi­schen Län­dern im Na­tio­nal­mu­se­um in Amman, Jor­da­ni­en or­ga­ni­siert habe – und unser an­schlies­sen­des „Ar­tists for Re­fu­gees“ Pro­jekt mit pa­läs­ti­nen­si­schen Flücht­lings­kin­dern, weiss ich was mög­lich ist, wenn wir nur wol­len. Mein Pro­jekt war nur ein win­zi­ges Stein­chen im Ge­trie­be.

Mit der zelt­schu­le.org. kön­nen wir alle an die­ser her­aus­ra­gen­den Er­folgs­sto­ry von Jac­que­line Flory teil­ha­ben.
Wie schön: Wir kön­nen hel­fen!

Mit be­weg­ten Grüs­sen
Ihre Eva Mu­el­ler

Wenn Sie auch hel­fen wol­len, es gibt so viele Mög­lich­kei­ten, je nach An­lie­gen: Spen­den, Ein­kauf im On­line­shop, Hilfe für Bei­rut, Un­ter­stüt­zung der Zelt­schu­le Women’s Work­shop oder in­de­PEN­dent girls, der Zelt­schu­le Sup­pen­kü­che oder Flut­hil­fe:

https://​www.​zeltschule.​org

Jo­han­na Ai­gner brach­te in un­se­rer Aus­stel­lung „To­ge­ther“ im Na­tio­nal­mu­se­um Amman mit ihrer licht­ki­ne­ti­schen In­stal­la­ti­on „Vi­si­tors“ auf den Punkt, mit welch zwei­er­lei Mass wir die Men­schen mes­sen, die uns zu „Be­such“ kom­men.

News­let­ter der Eva Mu­el­ler Kunst­be­ra­tung
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