Man muss sich dem Bitteren stellen. Jede:r erlebt solche Situationen. Sie sind zu analysieren und schliesslich zu integrieren. Gefährlich wird es, wenn die Bitterkeit zum Ressentiment wird. Cynthia Fleury beschreibt in ihrem Buch „Hier liegt Bitterkeit begraben. Über Ressentiments und ihre Heilung“ die bedrohlichen Facetten dieses Phänomens.

Bitterkeit

Es gibt kein Recht auf Glück, das von anderen einzufordern wäre. „In der Ethik ist Glück logischerweise eine Anstrengung, es ist untrennbar mit der Arbeit an sich selbst, der Vervollkommnung der Seele verbunden, es ist nicht frei von Leiden, es ist eine Form von Bewusstsein, die dazu fähig ist, das Ganze – mit seinen Mängeln – zu synthetisieren und trotzdem die Kraft zur Bejahung des Selbst und des Lebens zu entfalten.“ schreibt die Autorin.

Ressentiment

Wir  erkennen gesellschaftliche Tendenzen, die Möglichkeiten zur Verfestigung von Ressentiments verstärken. Hetzkampagnen in den Sozialen Medien. Populistische Diffamierungen, die herabwürdigen, anderen ihr Menschsein absprechen. Ohne Rücksicht darauf, welch vergiftete Kultur so die Oberhand gewinnt. Um wen eigentlich im Wahlkampf zu gewinnen?

„Die Erfindung der eigenen Überlegenheit hat noch nie Überlegenheit hervorgebracht“ sagt Fleury dazu in ihrem Buch. Es handelt sich um eine Entscheidung, den Ursprung der eigenen Schwäche nicht kennenlernen zu wollen, alle Schuld lieber anderen in die Schuhe zu schieben. Sich dubiosen Führer:innen anzuvertrauen, unerbittlich gegen gesellschaftlich Schwächere vorzugehen. Ja deren Vernichtung zu wünschen. „Gesund wäre es also, seine Gleichheit mit anderen anerkennen zu können…Freiheit bedeutet in diesem Sinne frei von Allmacht zu werden“.

Heilung

„Der Mensch kann, das Subjekt kann…“ schreibt Cynthia Fleury. Die Fähigkeit zu handeln steht im Mittelpunkt. Ressentiments in sich selbst nicht zur Mördergrube werden zu lassen, ihre Ausbreitung zu verhindern, ist der zentrale Punkt zur Selbsterweiterung und gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Raus aus der Opferfalle. Hin zur Individuation in Distanz zu den eigenen Vorurteilen und Vergleichen. Die Weite finden. In sich und anderen. Das offene, kreative Potential jeder Situation erkennen. Im Hier und Jetzt. Jeder Tag ist eine neue Chance.

Statt fixiert auf die sich immer nur selbst bestätigende Verzerrung der Realität neugierig auf die Welt schauen: Auf Mitmenschen aller Couleur, andere Kulturen, Kunst.

Staunen und Bewundern heilt!
Herzlich Ihre Eva Mueller

Bitterkeit, Ressentiment und Heilung, Buchempfehlung von Cynthia Fleury, Abbildung von Gloria Gans

Abb.: Gloria Gans „Die Nachricht, Mexiko“, 90×120 cm, Acryl, Öl auf Jute, 2021

Gloria Gans ist eine Künstlerin, die mir als aller Erstes einfällt, wenn es darum geht Ressentiments aufzulösen. Sei es mit ihrer Serie der Alltagsheld:innen, in denen sie Strassenkehrerinnen und Müllmänner portraitiert, Umweltverschmutzung, Migration oder Jugendkultur zeigt, damit wir neu sehen, offener werden, wieder staunen und Verantwortung übernehmen.

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