Healing Art

In der westlichen Schulmedizin schien der emotionale Aspekt der „Healing Art“ – und damit geglückter Genesung – einige Zeit in den Hintergrund gerückt. Wenn wir geschichtlich zurückblicken, wussten die meisten Kulturen um den Zusammenhang von seelischem und körperlichem Wohlbefinden. Auch Hippokrates, der wohl bekannteste Arzt des Altertums, dessen ethische Grundlagen bis heute Mediziner:innen leitet, berücksichtigte in seiner Heilkunde wissenschaftliche, soziale und psychologische Aspekte.

Menschen, die krank sind, an Schmerzen leiden, befinden sich in einer körperlichen und seelischen Ausnahmesituation. Rein funktional ausgestattete Krankenhäuser und Praxen können dieser Notsituation nicht gerecht werden. Sie missachten menschliche Grundbedürfnisse.

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Was Kunst bewirken kann

Studien belegen, dass sinnliche Reize neuronale Verknüpfungen aktivieren und somit für den Heilungsprozess elementar wichtig sind. Patient:innen kommen weniger angstbesetzt in die Untersuchungs- und Eingriffsräume. Beobachtungen auf einer Station für postoperative Überwachung mit Deckenmalereien von Jörg Mandernach im Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart zeigten, dass sich Betroffene nach einem schweren Eingriff rascher erholten. Die psychische Bewältigung der Krankheit erfährt neue Impulse. Kunstwerke signalisieren Zuwendung und Begleitung auf dem Genesungsweg. Und auch die Mitarbeitenden fühlen sich in ihrem täglich herausfordernden Umfeld wertgeschätzt.

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Es geht darum heilsame Impulse zu setzen, eine positive Stimmung zu erzeugen. Wegweisend dafür war in Deutschland der Chirurg Prof. Dr. med. Gerhard Heinrich Ott im Waldkrankenhaus Bonn-Bad Godesberg. Er organisierte Kunstausstellungen und dokumentierte sie 1986 in seiner Publikation „Der andere Blick – Heilungswirkung der Kunst heute“.

Zumindest einige medizinische Einrichtungen folgten: Die Sophienklinik in Hannover. Michael Bohn am Evangelischen Krankenhaus Mülheim, mit seiner „MediArt“, einer Nachfolgeorganisation der deutschen UNESCO-Kommission „Arts in Hospital“. Dr. med. Klaus Hahnfeldt, Chefarzt der Neckar-Odenwald-Kliniken in Buchen. Kulturreferent Christian Heeck in der Universitätsklinik Münster. Das Herzzentrum Bad Krozingen. Isabel Grüner als Kunstbeauftragte unterschiedlichster Aktionen zur Healing Art im Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart.

Damit Krankenhäuser, Gesundheitszentren, Arztpraxen von einem angstbesetzen Ort zu einem lebensbejahenden Raum werden.

Mit zuversichtlichen Grüssen
Ihre Eva Mueller

Abb.: Oben Deckenbemalung Jörg Mandernach im Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart
Unten Wandbemalung Anna Ingerfurth im Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart

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