Kuschelfaktor Kunst
In unsicheren Zeiten steigt das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Kein Wunder, dass etliche Künstler:innen mit ihren Werken an den Kuschelfaktor Kunst andocken.
In Bregenz hat die nigerianisch-amerikanische Künstlerin Precious Okoyomon, vielen von uns bekannt durch ihre beeindruckenden Werke bei den letzten Biennalen in Venedig, wieder einen Garten gestaltet. Diesmal mit verpuppten Raupen, die im Lauf der Ausstellung im Kunsthaus Bregenz schlüpfen und einen frohen Hoffnungszauber verbreiten.
Ein Stockwerk darunter lädt ein überdimensionaler Teddybär auf rosafarbenem Teppich zum kuscheln ein. Zusammen mit der Musik von Takiay Reed entsteht ein meditativer Zustand, der so manche ans Einschlafen in Kinderzeiten erinnert.
An anderer Stelle wecken an der Decke hängende Plüschtiere, mit Federn wie Engelsflügel, Assoziationen, Sehnsüchte, Träume, Erwartungen, die mit ihrer Gefährtenschaft verbunden werden.
Kunst versus Kitsch
Zwei Offices Kabinen als „Existential Detective Offices“ sind mit Comic-Tapeten und Rosenteppich ausgestattet. Mit Möbeln des 19. Jh. eine Reminiszenz an die Praxis des Psychiaters Carl Gustav Jung, laden sie zur Selbstreflexion. „Wie sind Sie nicht sie selbst?“ „Beschreiben Sie den letzten kleinen Tod Ihres Egos. Was haben Sie verloren, was hat Sie gefunden?“ „Was nährt sie mit Liebe, für andere und für sich selbst?“ „Wie kommen Sie zur Ruhe? Wie finden Sie Freiheit?“
Damit geht es bei grosser Kunst – im Gegensatz zum Kitsch, der uns einlullen will – um wirkliches Wohlbefinden, Selbstreflexion und verantwortliches Handeln für sich selbst und andere.
„Denken Sie sorgfältig nach…“ Heisst es in einer anderen Aufforderung. „Was BRAUCHEN Sie zu Leben“?
Immer eine gute, visionäre Frage, was wir WIRKLICH brauchen!
Möge es für Sie zu verwirklichen sein,
herzlich Ihre Eva Mueller

Abb.: Precious Okoyomon im KUB, 2025 | Foto: Miro Kuzmanovic
© Kunsthaus Bregenz