Sommerspecial Farben 2018/3 – Heiss und Kalt
Guten Tag,
Rot ist heiss und Blau ist kalt. Meinen wir heute. Und reagieren auch so, wenn wir Raumtemperaturen in blau oder rötlich gestalteten Räumen empfinden. Je nachdem liegt unser Urteil einige Grad über oder unter den „objektiven“ Messwerten.
Erstaunlich, aber das war nicht immer so! Im Mittelalter galt Blau als heisseste Farbe von allen. Zudem war sie den Frauen zugeordnet. Maria, die Mutter Gottes, trug immer einen himmelblauen Mantel. Und Männer kleideten sich in die ausgesprochen männliche Farbe Rosa.
Andere Zeiten, andere Farben. Es ist ja auch wirklich schwierig, eine Farbe mit Worten zu beschreiben. Genau wie in der Kunst, stossen Erklärungen an ihre natürliche Grenze. Wie vermitteln Sie ein ganz bestimmtes Blau oder Grün? Vielleicht mit Vergleichen? Zum Beispiel beim Avocadogrün. Aber, schreibt Kassia St Clair in ihrem inspirierenden Buch „Die Welt der Farben“ ganz richtig: Welcher Ton ist gemeint? „Geht es um die dunkle Farbe der Schale? Oder das Grün des äusseren Fruchtfleisches? Oder die Butterfärbung um den Kern herum?
Wieviele Töne haben Korallen? Und wie rassistisch ist unser Begriff „fleischfarben“? Welche Farben kommen auf Ihrem Computer oder Smartphone von meinen Bildbeispielen in der sunday post an? Wir würden uns wundern, könnten wir beide Geräte nebeneinander betrachten!
Dazu kommt die veränderte Wahrnehmung, je nachdem in welchem Licht wir etwas sehen. Ganz gravierend beeinflussen sich naheliegende, unterschiedliche Farben.
Wie im Leben auch. Der Ton neben uns spielt eine Rolle!
Mit wohltönenden Grüssen
Ihre Eva Mueller
Auf ganz geniale Weise spielt mit diesem Heiss und Kalt, mit Farb-Verbindungen, -Überschneidungen und -Überlagerungen der Künstler Harald Huss. Hier ein Entwurf für die Bürogestaltung einer Auftraggeberin. Die Gemälde stammen aus der Serie „Céret“, in der Huss Lichtstimmungen aus diesem kleinen südfranzösischen Ort verarbeitet.