Guten Tag,
„Menschsein heißt Schönheit empfinden können und daraus geistige Kraft schöpfen“ – das war das schöne Statement eines Auftraggebers in seiner Rede zu unserer Zusammenarbeit.
Es ist schon paradox, dass auf der einen Seite immer mehr Menschen alles an sich verändern und sogar operieren würden, um als schön zu gelten. Und andererseits viele private und öffentliche Räume wenig attraktiv, anmutig, erlesen, ja nicht einmal ansehnlich aussehen. In manchen Kunstszenen wird der Schönheitsbegriff sogar abwertend verwendet. Was schön ist, kann keine Substanz haben. Soll die zeitgenösssische Kunst doch herausfordern, alles in Frage stellen, unser Leben verändern.
Wie sehr sich unser Empfinden gerade dann zum nachhaltig lebensförderlichen verändert, wenn wir uns mit schönen Dingen, schöner Kunst umgeben – und in einem schönen Umfeld leben und arbeiten, wird viel zu selten thematisiert. Ich bin in dieser Hinsicht berufsbedingt sicher besonders sensibel. Und muss mich oft wundern, wie Menschen in so tristen Arbeitsräumen, so lieblos hingeworfenen Architekturen, so einfallslos und farblos gestalteten Büros überhaupt zu Ergebnissen kommen.
Welche positiven Effekte Schönheit im Produktdesign, in der Architektur und Stadtplanung hat, demonstriert gerade eine Ausstellung im österreichischen Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst in Wien. Jessica Walsh und Stefan Sagmeister zeigen mit verschiedensten Erlebnisstationen auf, wie schöne Objekte, Gebäude und Strategien mehr Freude machen und besser funktionieren. Videoclips und Installationen dokumentieren Studien, wie sich Kunst im Krankenhaus auf die Genesungszeit der Patient/innen auswirkt, warum weniger Stresshormone ausgeschüttet werden, wenn sich Menschen an einem von ihnen schön empfundenen Ort befinden.
Was ich immer wieder erlebe: Die Mitarbeiter/innen meiner Auftraggeber honorieren die Wertschätzung, die sie in einem wirklich inspirierenden und intelligenten Umfeld mit speziell für sie ausgewählten Kunstwerken erleben.
Mich hat diese Woche eine weitere Botschaft ganz besonders gefreut. Eine Neujahrskarte mit dem Dank, dass für mich das Weitergeben der Schönheit ein essentielles Anliegen ist. So eine Freude, verstanden zu sein!
Ihnen ebenfalls eine wunderschöne Woche,
herzlich Ihre Eva Mueller