Guten Tag,
hat denn die Kunst versagt? Eine sehr interessante Frage, die mir eine Gesprächspartnerin diese Woche stellte. Ja, wie steht’s damit – in all den Unternehmen mit bedeutenden Kunstsammlungen, die zugleich in Skandale verwickelt sind? Schreibt sich die Kunst nicht auf die Fahne, Werte zu vermitteln und damit positiv auf die Unternehmenskultur einzuwirken?
Wie sieht es denn nun aus mit der Weltverbesserungsfähigkeit von Kunst?
Nach meiner Erfahrung befinden sich in vielen Unternehmen und öffentlichen Institutionen herausragende Kunstwerke. Aber das war’s dann. Denn die Intention ist entscheidend. Möchte man nur zeigen was man sich leisten kann? Will man sich als intellektuell anspruchsvoll darstellen? Sammeln einfach die Firmeninhaber und die Mitarbeiter/innen werden mehr oder weniger „zwangsbeglückt“?
Wurde schon vor der Auswahl nach dem Sinn der Kunst am jeweiligen Ort geforscht? Hat sich jemand die Mühe gemacht zu eruieren, welche Synergien und Zusammenhänge es mit der Vision, Unternehmenskultur, den Mitarbeiter/innen, den Unternehmensinhalten, Produkten, der Kundenzielgruppe gibt, zu denen die Kunst einen inhaltlich und ästhetisch wesentlichen Beitrag leisten könnte?
Als ich vor vielen Jahren zu Beginn meiner Kunstberatung mit dem Institut für Wirtschaftspsychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Studie zur „Kunst im Unternehmen“ durchführte, stellten wir den Top-Entscheidern diese Fragen. In den meisten Fällen gab es ein Kunstkonzept.
Aber: Die Intention dahinter ist entscheidend! Die meisten sahen keinen Zusammenhang zwischen Vision, Wertvermittlung, Ethik und ihrer Kunstauswahl. Am ehesten ging es dem Management um kreative Impulse, die ihre Teams innovativ anregen sollten.
„Weltverbessern“ kam nicht vor. Also mein Anliegen: Wirklich inspirierend erfüllende, sinn- und gehaltvolle, intelligente Orte zu schaffen. Für alle, die ihre Sehnsucht nach Schönheit und Wohlbefinden nicht auf ihr Privatleben beschränken wollen. Die ganz Mensch sein – und sich mit ihren Wertvorstellungen im richtigen Kontext fühlen möchten. Und die erkennen, dass hochwertige Kunst weder Deko noch Luxus ist. Denn die richtige Auswahl kann auf tiefgreifende Weise verwandeln. So richtig versteht man das erst, wenn man es selbst erlebt hat.
Und eines muss man natürlich auch anerkennen: Die Einflussmöglichkeit von Kunst ist begrenzt. Sie hat allerdings eine Chance, wenn ihre Inhalte kommuniziert werden. Wenn alle Mitarbeiter/innen Führungen bekommen, verstehen, warum genau diese Kunstwerke für sie ausgewählt wurden, den Kontext zu ihrem Arbeits- und Lebensumfeld begreifen – und für sich interpretieren können.
Dafür bin ich gern an Ihrer Seite!
Herzlich Ihre Eva Mueller