Ghana Freedom

Guten Tag,

einen Geheimtipp, der durch die Begeisterung der Kunstszene keiner mehr ist, möchte ich Ihnen heute vorstellen: Den Pavillon von Ghana auf der 58. Biennale in Venedig.

Das Land nimmt zum ersten Mal teil und erzielt mit seiner Premiere gleich so viel Beachtung und Erfolg. Architekt David Adjaye hat extra einen Pavillon typischer Bauart aus Lehm und Holz in die Arsenalehalle eingefügt, mit elliptischen Kabinetten für die sechs Künstler*innen. Fotografische Arbeiten, Gemälde, Installationen und Skulpturen geben einen wunderbaren Einblick in die Kunst Ghanas, die immer auch die Wunden der kolonialen Vergangenheit einschliesst.

Mit dem Titel der Ausstellung bezieht sich die Kuratorin Nana Oforiatta Ayim auf eine Komposition von E.T. Mensah zur Unabhängigkeit des Landes 1957 (als erstes Land Afrikas!). Die Vision der Freiheit spiegelt sich auch in den Arbeiten der Künstler*innen wieder.

Felicia Abban gilt als die erste professionelle, weibliche Fotografin Ghanas. Bereits mit 14 Jahren begann ihr Vater sie in seinem Studio zu unterrichten. Sie war es auch, die nach der Unabhängigkeit den ersten Präsidenten, Kwame Nkrumah bei seiner politischen Arbeit fotografierte. Neben ihren Aufträgen in unzähligen Medien, trainierte sie eine ganze Generation weiblicher Fotografinnen. Im Pavillon zeigt sie ihre eindrücklichen Frauenportraits, die von Freiheit erzählen.

John Akomfrah ist Mitbegründer des Black Audio Film Collective und gewann mit seinen Videos zu unterschiedlichsten Themen von Jazz Sänger Buddy Bolden bis zur Klimaerhitzung und Migration  eine Reihe von Preisen.

El Anatsui dürfte vielen durch die umfangreiche Ausstellung im Haus der Kunst München bekannt sein. Als Vorbild für die Entwicklung der Kunstszene in Ghana wandelt er mit einem gigantischen Stab von Mitarbeiter*innen Recyclingmaterial wie Kronkorken (von Flaschen, die früher koloniale Europäer als Zahlungsmittel benutzten und viele abhängig machten) in beeindruckende Installationen um.

Alltagsmaterialien als Träger von Geschichte und Geschichten verwendet auch der Künstler Ibrahim Mahama. Jute Säcke weisen in diesem Zusammenhang nicht nur eine interessante Haptik auf, sie vermitteln inhaltlich mehr oder weniger freie Handelsgeschichte. Davon erzählen auch die geöffneten Regale und Schränke im Pavillon.

Selasi Awusi Sosu studierte Wissenschaft und Technologie und arbeitet mit Textil und Fotografien auf Glas, die damit skulpturale Form annehmen.

Eine ganz herausragende Malerin, Lynette Yiadom-Boakye ergänzt die eindrückliche Ausstellung mit ihren Gemälden von Alltagssituationen.

Mit begeisterten Grüssen von meiner ersten Führung dieses Jahr durch die 58. Biennale in Venedig,
herzlich Ihre Eva Mueller

Abb. 58. Biennale di Venezia. Padiglione Ghana. Gemälde von Lynette Yiadom-Boakye,
im Hintergrund Fotografien von Felicia Abban
Courtesy of the artists
Photo David Levene

 

 

Abb: 58. Biennale di Venezia. Padiglione Ghana. El Anatsui, Opening of Time, 2019, Courtesy of the artist
Photo David Levene

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