Guten Tag,

als Angela Merkel 2013 vom Internet als „Neuland“ sprach, war das natürlich ein gefundenes Fressen für alle Spötter. Aber wenn wir ehrlich sind, gibt es noch ziemlich viele Aspekte der Digitalisierung, bei denen wir tatsächlich Neuland betreten. Alleine bei den Diskussionen zur fehlenden Sicherheit und kostenlosen Nutzung unserer Daten von unüberprüfbaren Monopolisten, bis zur Aushöhlung demokratischer Prozesse, stehen wir noch ziemlich am Anfang.

Es fehlt in grossen Teilen die Frage der Vision: WARUM? WOZU? WAS macht in welchem Kontext Sinn? Mit WELCHEN Konsequenzen?

Erst einmal klingt es natürlich super praktisch, alle Daten auf einer virtuellen Wolke „abladen“ zu können. Trotzdem entscheiden sich noch viele Unternehmen lieber unabhängig von externen Dienstleister/innen zu agieren und „wolkigen“ Versprechen nicht so einfach zu vertrauen.

In der Kunst haben die Clouds schon immer Hochkonjunktur. Wolken strukturieren den Himmel, vermitteln Stimmungen, verweisen auf spirituelles, definieren Klima und Region – und eignen sich hervorragend, um handwerkliches Können der jeweiligen Künstler/innen zu demonstrieren.

Im Zeitalter der Digitalisierung kommen diverse aktuelle Aspekte hinzu. Diesen widmet sich nun Patricia London ante Paris in ihrer Werkserie „The Cloud, Apparition & Erscheinung“. Auf doppelbödige Weise verbindet sie analoge Malerei und digitale Anweisung. Ihre Wolken bestehen aus farblich kraftstrotzenden Gebilden, die sich auch mal dominant vor die Landschaft schieben. So recht weiss man nicht, was sich da alles zusammenballt. Oder fast zu harmonisch wie eine Blüte über den Bergen schwebt.

Es wäre nicht diese politisch engagierte und wache Künstlerin, die heuer mit dem Kurt Eisner Preis für ihre „Perser Pentagon Performance“ ausgezeichnet wurde, wenn sie sich nicht noch etwas (augenzwinkernd) besonderes für diejenigen ausgedacht hätte, die ihre Werke erwerben. Mit dem Kauf erhält man die Anweisung, sich an den Ort des Bildes zu begeben, um sich Landschaft und Blick darauf „real, mental und emotional anzueignen“. Mit einer EASP. Digitales braucht immer eine solche Abkürzung, hier steht es für „Einsame, Anonyme Selfie-Performance“.

Und vielleicht lässt sich damit die Frage beantworten, ob wir nun eine ideale, digitale oder reale Landschaft sehen.

Mit ganz realen und herzlichen Grüssen über die Cloud des digitalen Mediums,
Ihre Eva Mueller

 

 

Abb. Patricia London Ante Paris
„Karwendel cum EAPS“, 2018, Acryl/ Leinwand, 60 x 80 cm

 

 

Abb: Patricia London ante Paris
„The Cloud cum EAPS“, 2018, Acryl/Glas, je 18 x 24 cm

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