KANN MAN DAMIT PRADA KAUFEN?
ODER DIE GRAMMATIK DES SCHÖNEN
Guten Tag,
der Vorstand einer meiner Auftraggeber-Unternehmen erzählte mir von der künstlerischen Begabung seiner Tochter. Sie wäre nun in der Oberstufe und hätte sich für das Fach Kunst entschieden. Wie das denn weitergehen könnte? Ob Sie vielleicht an der Akademie für bildende Künste aufgenommen würde? Und entscheidend: Könnte man sich als Künstlerin dann auch Prada kaufen?
Ich musste herzhaft lachen. Das ist wohl die letzte Frage, die man sich bei der Entscheidung für oder gegen die Kunst stellen sollte. Wenn es einen Berufswunsch gibt, der wirklich nur auf einer brennenden Leidenschaft bestehen kann, dann gilt dies für die Kunst. Wahrscheinlich sollte man keine Arbeit wählen, die diese Voraussetzung nicht erfüllt. In der Kunst gibt es sicher auch etliche dubiose Gestalten. Kurzfristige Erfolge sind möglich – gerade in einem unerfahrenen Umfeld, das auf Marketingstrategien leichter hereinfällt.
Wer sich aber einer grösseren Vision (und die Berufswahl gehört ganz sicher zu dieser Kategorie) nicht bedingungslos verschreibt, hat nach meiner Erfahrung wenig Aussicht auf Erfolg. Man muss erst SEIN, was man erreichen will.
Die Grammatikregeln dieser ganz eigenen Sprache schöner Kunst: Überzeugung, Begeisterung und Phantasie, die Liebe zur Sache, der absolute Wille etwas zu erreichen, Selbst-Verpflichtung und unerschütterliches Durchhaltevermögen, die Intuition wie es jeweils weitergehen kann – und selbstverständlich als Basis – eine aussergewöhnliche Begabung.
Gerade thematisiert die Künstlerin Elisabeth Mehrl in ihren zwei aktuellen Ausstellungen die „Grammatik des Schönen“. Mit ihren Gemälden von delikat detailreichen, grossen Schmuckstücken hinterfragt sie den schönen Schein. Den Unterschied von Haben und Sein. Die Magie des Schmückens. Tieferliegende Beweggründe. Aura und Begehren. Die Perlen des Glücks.
Was ist eigentlich „schön“ für uns? Gibt es dafür universelle Regeln? Eine fundamentale Sehnsucht? Welche Funktion muss Kunst erfüllen, damit wir sie als attraktiv empfinden?
Es fasziniert mich immer wieder, in meinen Kunstkonzepten die „Grammatikregeln“ und beste Kunstauswahl zu finden, die eine ganz spezifische Zielgruppe wirklich anspricht.
Dafür bin ich gern an Ihrer Seite,
herzlich Ihre Eva Mueller
Abb: „In der Nacht“ von Elisabeth Mehrl, 90 x 200 cm, Acryl auf Leinwand
„Die Grammatik des Schönen“ von Elisabeth Mehrl wurde diesen Freitag im Kunstverein Landshut eröffnet und ist bis 23. Februar zu sehen.
Abb: aus der Serie „schöner“ von Elisabeth Mehrl, Ausschnitt, gesamt 48 x 80 cm, Acryl auf Leinwand
Zur Eröffnung der Ausstellung „schöner“ am Donnerstag, 6. Februar 2020 um 19.00 Uhr im neuen Kunstverein Regensburg sind Sie herzlich eingeladen.