IST DAS KUNST ODER KANN DAS WEG?
Guten Tag,
ratlos zeigt der Vorstand eines Energiekonzerns auf die Bilderstapel in einem sehr grossen Archiv. Ratlos guckt mich der dafür verantwortliche Organisationsmitarbeiter an. All das hat sich scheinbar ohne ihr Zutun in den letzten 35 Jahren angesammelt. Jetzt ziehen sie in ein neues Gebäude. Und überlegen, welche Werke eigentlich Bestand haben.
Natürlich steht die Frage im Raum: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Und: „Woran erkennen Sie den Unterschied?“ Also lege ich meine Kriterien offen. Zuerst, was sehe ich? Und vergleiche es natürlich sofort mit den aber hundert Tausenden von Werken, die ich in meinem Leben gesehen habe. Ist es in diesem Kontext wirklich eigenständig? Hat es Ausstrahlung, Tiefe, Ausdruckskraft? Wofür steht es inhaltlich? Welche Idee und Vision unserer Welt verkörpert diese Arbeit? Gibt es einen universellen Ansatz, der den Kern unseres Daseins trifft? Ist sie technisch und handwerklich gelungen? Wie sieht die Vita der jeweiligen Künstlerin oder des Künstlers aus? Handelt es sich um eine/n Lokalmatador/in? Um Werke, die aus Zeit und Raum gefallen sind? Und so weiter…
Ich beginne die Bilder zu sortieren. Die Inventarliste zu überprüfen. Eine neue Liste anzulegen, mit den Kunstwerken, die sich zu Recht so nennen dürfen. Und denen, die das nicht verdienen. Manchmal schmerzt es mich in solchen Tagen zutiefst zu sehen, wieviel von letzterem angekauft wurde.
Der nächste Schritt im neuen Gebäude ist eine wirkungsvolle Platzierung der Arbeiten, die Bestand haben. Und vor allem Führungen und Texte für die Mitarbeiter*innen, damit sie besser verstehen, was Kunst ist – und was weg konnte!
Mit herbstlichen Sonntagsgrüssen
Ihre Eva Mueller
HEART – 100 artists – 1 mission
Noch kurze Zeit können Sie an dieser Kunstlotterie der UNO-Flüchtlingshilfe teilnehmen!
In der Hamburger Kunsthalle sind jetzt die Werke ausgestellt, die Sie GEWINNEN können,
vom 18.- 26.11. in der Berlinischen Galerie.
Abb: Collagen von Anna Thorwest, die auf jeden Fall Bestand haben!
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