Luftschlösser von Anna Arnskötter
Gerade komme ich zurück von einer Vernissage mit der Künstlerin Anna Arnskötter zu den Nürtinger Kunsttagen. Für die Volksbank Mittlerer Neckar eG konnte ich hier eine Sammlung aufbauen und betreue seit 10 Jahren die jährliche Kunstausstellung. Heuer gibt es vielfältigste Architekturen zu sehen. „Türme, Luftschlösser und andere Bauten“, haben wir die Ausstellung genannt. Geformt, gerollt, zusammengeknetet, gedrückt, fein ziseliert aus unzähligen Ornamenten. So baut Anna Arnskötter ihre Kunstwerke aus Keramik. Manchmal nur 40 cm im Durchmesser. Ein anderes Mal über 6m hoch stehen sie am Emsdeich in Greven.
Sogar den Gasspeichern setzt sie ein Denkmal. Wer hätte vor kurzem über diese Bauten nachgedacht? Doch in Anna Arnskötters Werken geht es schon länger um jene Gehäuse, in denen wir unsere Ressourcen sammeln. Hoch hinauf schwingen sich die Türme. Überragen alles. Weithin sichtbar. Exponierte Zeichen ihrer gesellschaftlichen Bedeutung. Symbole der Macht.
Bietet uns der Wachturm Schutz? Oder bedroht er als Assoziation der Überwachung? Wir haben die Wahl. Entscheiden auf Grund eigener Erfahrungen. Je nachdem, wie unser Erinnerungs- und Erfahrungsspeicher aussieht. Anna Arnskötters Objekte verschliessen sich tieferem Einblick und schneller Interpretation. Wie bei der Wahrnehmung anderer Menschen, sehen wir nur die feinen Strukturen, Muster und Oberflächen ihrer Aussenhaut. Wir spüren ihr Geheimnis. Ihre Magie.
Besonders schön: Die Luftschlösser von Anna Arnskötter. Traumgebäude auf wundervollen Cumulus Wolken. Eine anregende Metapher dafür, die eigenen Visionen und Träume weiterzuverfolgen. Im langfristigen Überblick luftiger Höhe zu bleiben – anstatt kurzfristig verstört abzustürzen.
Bewahren Sie sich Ihre Luftschlösser!
Mit den besten Sonntagsgrüssen
Ihre Eva Mueller
Abb.: „Erscheinung“ 2021, Keramik, 39x74x42 cm von Anna Arnskötter
„Kleine Bauten“, Gewächs, 2017, Keramik, 60x29x29 cm von Anna Arnskötter