Guten Tag,

Glücks­sym­bol, Früh­lings­bo­te, Meis­ter der (Über-)Le­bens­fä­hig­keit und Wie­der­ge­burt trotz sei­ner Be­liebt­heit als Jag­d­ob­jekt. In Asien be­glei­tet er als eines der Tier­kreis­zei­chen die Mond­göt­tin, weil die Schat­ten des Mon­des seine Ge­stalt ab­bil­den. Er gilt als das frucht­bars­te, höchst schöp­fe­ri­sche Tier über­haupt: Der Hase.

In der Kunst fin­den wir sein Ab­bild in frü­hen Höh­len­zeich­nun­gen, spä­ter in nie­der­län­di­schen Jagd­still­le­ben. Bei Ti­zi­an in der „Ma­don­na mit dem Ka­nin­chen“ (Lou­vre in Paris). Das Ge­mäl­de „Jun­ger Feld­ha­se“ von Al­brecht Dürer (Al­ber­ti­na in Wien) wurde hun­dert­tau­send­fach re­pro­du­ziert. Bei Paula Mo­der­son-Be­cker ist es das ent­fern­te­re Fa­mi­li­en­mit­glied in „Mäd­chen mit Ka­nin­chen“ (Von der Heydt Mu­se­um Wup­per­tal). Und Jo­seph Beuys zeig­te in sei­ner viel be­ach­te­ten und fil­misch fest­ge­hal­te­nen Per­for­mance „Wie man dem toten Hasen die Bil­der er­klärt“ (1965 in der Ga­le­rie Schme­la, Düs­sel­dorf).

Für das Klaus-Tschi­ra Ge­bäu­de, Phy­si­ka­li­sches In­sti­tut der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg, fand die Künst­le­rin Sab­ri­na Hoh­mann eine in­halt­lich und künst­le­risch ge­nia­le Lö­sung. Sie ge­wann den Wett­be­werb Kunst am Bau mit ihrer In­stal­la­ti­on „Dürer trifft Ein­stein auf Rei­sen“. Zwei Hasen ver­kör­pern die Ver­bin­dung zum Tun­nelef­fekt der Quan­ten­me­cha­nik. Einer von ihnen sym­bo­li­siert das vor­han­de­ne Wis­sen, ruhig und auf­merk­sam ge­spannt vor dem Ge­bäu­de sit­zend. Der an­de­re springt durch eine trans­pa­ren­te Schei­be auf die Be­trach­ter*innen zu.

Prof. Dirk Dub­bers von der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg fand dazu bei der Er­öff­nung der Skulp­tu­ren viel­fäl­tigs­te Ver­bin­dun­gen der Kunst­wer­ke zu Dop­pel­spalt-Ex­pe­ri­men­ten (ein Teil des sprin­gen­den Hasen be­fin­det sich vor, einer hin­ter der Ple­xi­glas­wand). Ein­stein hatte sol­che Phä­no­me­ne noch als „Spuk“ ab­ge­lehnt, heute wird die­ser Ef­fekt der quan­ten­me­cha­ni­schen Ver­schrän­kung zur Da­ten­ver­schlüs­se­lung ver­wen­det.

So tref­fen sich auf wun­der­ba­re Weise Hase, Dürer und Ein­stein, Kunst und Quan­ten­phy­sik.

Die al­ler­schöns­ten Os­ter­ta­ge für Sie, mit oder ohne Hasen,
herz­lich Ihre Eva Mu­el­ler
Wer – pas­send zum 100. Ge­burts­tag von Jo­seph Beuys schon immer mal wis­sen woll­te, was mit dem Satz „Jeder Mensch ist ein Künst­ler“ wirk­lich ge­meint ist und wie Kunst uns als Men­schen mit allen Sin­nen an­spricht, hier ist ein sehr auf­schluss­rei­ches Video zur Ak­ti­on „Wie man dem toten Hasen die Bil­der er­klärt“:
https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=z_​VPN8M1SGw

Abb.: „Dürer trifft Ein­stein auf Rei­sen“ von Sab­ri­na Hoh­mann, Uni­ver­si­tät Hei­del­berg, Phy­si­ka­li­sche In­sti­tu­te,
Klaus-Tschi­ra-Ge­bäu­de, Foto von Wolf-Die­ter Ge­ri­cke, Ar­chi­tek­tur­fo­to­gra­fie und Ge­stal­tung

News­let­ter der Eva Mu­el­ler Kunst­be­ra­tung
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