Das klingt doch gleich nach Vergnügen, Freizeit, Freude, Schönheit – und macht „Lust auf Lustheim“. Wenn sich der Hof von aller Etikette, jeglicher Vorschrift und Pflicht etwas erholen wollte, reiste man aufs Land – oder flanierte auch nur durch den Park zu einem Pavillon – oder eben Lustschlösschen.

Es ging um Rückzug und Erholung. Mit Familie oder Liebschaften, Gästen und Freund*innen. Eben gerade so, wie wir heute unsere Auszeiten und Ferien gestalten.

Auf Schloss Lustheim in Oberschleissheim bei München ist nun eine höchst vergnügliche Ausstellung zu besichtigen. Sie widmet sich dem historischen Porzellan, das zur allseitigen Erbauung und den anstehenden Festivitäten natürlich ganz besonders gestaltet sein musste – und stellt sie Werken von zeitgenössischen Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen gegenüber.

Besonders köstlich dabei – die augenzwinkernd arrangierten Begegnungen von Historie und Neuzeit. Porzellan, das „weisse Gold“, gab es in China schon länger. Marco Polo soll die Nachricht und erste Vermutungen zur Herstellung nach Europa gebracht haben. Es oblag den „Alchimisten“ der Zeit, darunter Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus 1708 die Rezeptur für ein besonders widerstandsfähiges Hartporzellan zu entwickeln. Der Grundstein für das berühmte Meissner Porzellan war gelegt.

Nur um den unschätzbaren Wert des Porzellans für August den Starken, Begründer der Meissner Porzellanmanufaktur ein wenig bemessen zu können: 1717 tauschte er mit dem preussischen König ein Regiment mit 600 Dragonern gegen 151 chinesische Porzellane. Auch ein grausames Beispiel wie hier über Menschen verfügt wurde.

Heute geniessen wir nur noch die Vorzüge dieser Zeit: Die Schönheit von Kunst und Architektur. Dank des Stifters Prof. rer. pol Dr. med h.c. Ernst Schneider besitzt Schloss Lustheim eine Sammlung von 2000 erlesenen Porzellanen – jetzt zu sehen in Kombination mit zeitgenössischen Werken.

Mit lustvollen Grüssen
Ihre Eva Mueller

 

Eines der köstlichen Arrangements von alt und neu – der barock verzierte Hase der Künstlerin Carolein Smit in Verbindung mit dem Gemälde von Martin Maingoud, das den Kurprinzen Karl Albrecht von Bayern schon in seiner zukünftigen Rolle als Kaiser Karl VII präsentiert.
Im Gegensatz dazu verweist der putzige Hase auf das eigentliche Kind – und das Faible dieser Zeit für Pomp und Kitsch.

Die Ausstellung „Lust auf Lustheim. Meissen inspiriert. Moderne Keramik“ ist bis zum 24. Okt. 2021 auf Schloss Oberschleissheim, einem Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums zu sehen.

Ein weiteres Beispiel für eine ironische Reminiszenz an die Zeit – die Skulptur von Gerold Tusch zwischen dem Bildnis von Kurfürst Max Emmanuel von Bayern und seiner zweiten Gemahlin Therese Kunigunde, vom Maler Joseph Vivien.

Newsletter der Eva Mueller Kunstberatung
Ideen und Hintergrundwissen für Entscheider, inspirierende Denkanstösse für den Alltag, erfolgreiche Beispiele