Was ist das Geheimnis des Erfolgs? Wieso werden die einen mit Wertschätzung und Preisen überhäuft? Und die anderen kennt man kaum. Liegt es nur am Talent? Am Netzwerk? Am Startkapital?
Der Künstler Peter Paul Rubens war einer der erfolgreichsten Maler seiner Zeit. Und noch heute, 382 Jahre nach seinem Tod, ist sein Weltruhm unangetastet.
Rubens’ Geschichte ist ein gutes Beispiel für die Frage, wie man berühmt wird. Die Staatsgalerie Stuttgart hat seinen Erfolgsfaktoren nachgespürt. Und da kommt einiges zusammen.
In erster Linie verfügt er über ein herausragendes Maltalent – und zugleich enormen Geschäftssinn. Er stammt aus einer einflussreichen Familie mit entsprechendem monetären Polster und arriviertem Netzwerk. Selbstverständlich reist er lernbegierig zu den Orten, an denen sich zu seiner Zeit die Kunst-Avantgarde befindet. Zu Hause in Antwerpen eröffnet er eine eigene Werkstatt. Effektive Arbeitsteilung hilft dabei, eine höhere Anzahl an Gemälden anbieten zu können. Die einen bereiteten die Leinwände vor, andere konnten am besten den Himmel malen – oder die Hände. Das war üblich, aber man musste auch die qualitativ richtigen Leute finden. Auf jeden Fall war Peter Paul Rubens kein einsames Genie.
Und er weiss um die Kraft der Emotion! Kennt die Wünsche und Sehnsüchte seiner Kund*innen. Lebten Künstler*innen bisher bei ihren Auftraggeber*innen am Hof oder beim Klerus, entsteht mit dem aufstrebenden Bürgertum nun ein freierer Kunstmarkt. Die Künstler*innen geben die Motive vor. Und müssen damit natürlich faszinieren, gefallen, emotional ansprechen. Mit der Technik des Kupferstichs lassen sich grössere Mengen zu günstigeren Preisen produzieren.
Doch all dies hätte vielleicht nicht ausgereicht, wenn Rubens nicht sein Leben lang an seiner künstlerischen Qualität und „Marke“ gefeilt hätte, ein fleissiger, neugierig Lernender blieb.
Und wie ist das heute, fragen Sie sich? Gelten Rubens Erfolgsparameter noch?* Auch für andere Berufe?* In unserem Medienzeitalter spielt sicher die Fähigkeit und Lust der Selbstdarstellung eine Rolle – notfalls sogar durch Skandale aufzufallen. Doch auch zu Rubens Zeiten gab es exaltierte Charaktere, die wir heute nicht mehr kennen.
Einen frohen Sonntag für Sie,
Ihre Eva Mueller
* Buchtipp: Fundierte Antworten im Bestseller „Ambition“ von Dorothea Assig und Dorothee Echter, Campus Verlag
Abb.: Peter Paul Rubens, Geronima Spinola und Enkelin Maria Giovanna Serra, 1605-06 Foto: Staatsgalerie Stuttgart
„Becoming Famous. Peter Paul Rubens.“ in der Staatsgalerie Stuttgart ist noch bis zum 20. Februar 2022 zu sehen.
Interessant dazu die Kombination mit zeitgenössischen Fotografien:
Abb: Maxine Helfman „Sirch“ aus der Reihe „Historical Correction“, 2012, Staatsgalerie Stuttgart, Foto: Maxine Helfman zur Ausstellung „Becoming Famous. Peter Paul Rubens.“ in der Staatsgalerie Stuttgart bis zum 20. Februar 2022. |