Balance der Heiterkeit
Sie, ich, der Computer oder das Handy, in dem Sie hier gerade lesen, alles was uns umgibt, besteht aus Atomen. Einer unermesslichen Zahl. Die zudem ständig in Bewegung sind. Wir spüren sie nicht. Und doch sind diese unentwegten Veränderungen die wesentliche Voraussetzung für unser Leben. Deshalb geht es heute um die Balance der Heiterkeit.
Panta rhei
„Alles fliesst und nichts bleibt.“ So fasste der antike Philosoph Platon die Gedanken Heraklits zusammen.
Kunst reagiert oft seismographisch auf gesellschaftliche Veränderungen. So entstanden zeitgleich zum transformatorischen Umfeld der 1950er/60er Jahre die ersten kinetischen Kunstwerke. Bestimmt haben Sie schon einmal Mobile von Alexander Calder gesehen, sie drehen sich im Wind oder mit Hilfe von Motoren. Jean Tinguely begann zur gleichen Zeit seine faszinierenden Maschinen aus unterschiedlichsten Materialien zu bauen.
Die Skulpturen der Künstlerin Margot Luf bewegen sich nicht wirklich. Und doch imaginieren sie einen tänzerischen Rhythmus, verstärkt durch ihre reine Farbigkeit in den Grundfarben rot blau gelb, ergänzt mit schwarz und weiss.
Balance
Im Miteinander ist die Balance ein wesentlicher Stabilitätsfaktor. In der Kunst geht es immer um das Verhältnis von Spannung und Gleichgewicht. Zu viel Harmonie finden wir im Dekorativen, im Kitsch. Auf den ersten Blick gefällig, aber letztendlich schal. Zu viel Spannung verstört. Sie kann manchmal nötig sein, um aufzurütteln. Doch man muss wissen, wann die Balance verloren geht. In der Malerei mag ein Mangel an Gleichgewicht einfach zu einem nicht so gelungenen Bild führen. In der Bildhauerei führt die falsche Balance zum Sturz. Über diese Grundvoraussetzung der dreidimensionalen Kunst hinaus nimmt Margot Luf das dauernde Spiel der Gewichte als zentrales Gestaltungsthema auf.
Heiterkeit
Ein lockerer, spielerischer Umgang mit der Welt wird sichtbar und erlebbar. Am Freitag konnte ich in einem feierlichen Festakt mit Vorstand Marcus Schaaf und Musikpreisträger:innen die Ausstellung in der Volksbank Mittlerer Neckar eG zu den Nürtinger Kunsttagen eröffnen. Die Botschaft der Künstlerin Margot Luf ist Erinnerung und Geschenk zugleich: Mit Phantasie und Heiterkeit findet man die besten Lösungen.
Lassen Sie sich diese Woche davon begleiten, herzlich Ihre Eva Mueller
Abb.: Margot Luf, Bronze bemalt, 75×65 cm
Die Ausstellung von Margot Luf „Rhythmisches Spiel zwischen Skulptur und Farbe“ ist bis zum 29. November zu sehen.