Was man alles falsch machen kann beim Kunst platzieren
Ich glaube ja, die meisten meiner Kunden denken sich insgeheim erst mal: Was soll beim Bilderaufhängen schon kompliziert sein? Einfach ein paar Nägel oder Schrauben in die Wand, fertig. Komisch, wenn sie das zu Hause selbst machen, dass die Kunst dann plötzlich nicht mehr so richtig wirkt, wie sie sich das vorgestellt hatten, oder? Auch Skulpturen, stellt man halt einfach auf einen Sockel – oder das Sideboard. Das war’s? Oder worauf kommt es eigentlich an, wenn man Kunst richtig platzieren will?
Am deutlichsten wird der Unterschied immer dann, wenn der Hausmeister, (nichts gegen die wertvolle Arbeit von Hausmeistern an sich!) weil als Handwerker dafür prädestiniert, bisher die Kunstwerke platzierte. Und ich dann komme und „umhänge“. Na sowas. Irgendwie ist plötzlich Harmonie im Raum. Man dreht sich um und stellt fest: Da hat sich etwas Substanzielles verändert. Nur was – und vor allem wie?
Gibts da nicht ein Rezept?
Daher werde ich immer wieder nach Anleitungen gefragt. Am liebsten hätte man ein klares Rezept. Nur so einfach ist es eben nicht. Man muss in erster Linie den ganzen Raum erfassen. Welche Linien gilt es aufzunehmen? Sollen Oberkanten von Tür- oder Fensterrahmen berücksichtigt werden? Oder gerade nicht, weil das zu einförmig wäre? Zu plump?
Ein paar Richtlinien gibt es allerdings schon. Wenn Sie verschiedene Formate im Raum haben, dann immer alle Bilder auf die Mittellinie ausrichten (nicht Ober- oder Unterkante, wie das gerne gemacht wird). So entsteht ein passender Zusammenhang zwischen allen Werken. Wenn Sie beim nächsten Museumsbesuch darauf achten, werden Sie diese Art der Platzierung fast immer finden. Aber: Es gibt auch Ausnahmen. Bilder im Passepartout sind oft optisch nach oben gesetzt – also ist auch die Mitte woanders.
Kaum zu glauben, aber ganz wichtig ist der leere Raum dazwischen. Jawohl. Weil erst so die Aura von Kunstwerken zur Geltung kommt. Wenn es sich wirklich um Kunst handelt, dann strahlt sie aus. Braucht Platz. Wobei wiederum falsch ist, kleine Räume für grosse Kunstwerke zu unterschätzen – oder in grossen Räumen den kleinen keine Chance zu geben.
Sorry, eben eine Wissenschaft für sich.
Mit herzlichen Sonntagsgrüssen, Ihre Eva Mueller
Abb.: Lithografie und Originale von M.E.Prigge
Oben falsch: Alle Bilder auf Unterkante gleich, die Abstände gleich, das kleine Bild in der Mitte ist stärker als das kleine gelbe, konkurriert zuviel mit dem schwarzen grossen.
Unten richtig: Alle Bilder auf Mittellinie gleich, passt hier auch noch mit der Unterkante der kleinen Bilder zur Oberkante des Bildes im schwarzen Bild. Abstände genau austariert, der leere Raum zwischen den Bildern gibt ihnen genügend Luft optimal zu wirken. Das kleine gelb-rote bildet den stärkeren Aussenposten.