Plötz­li­che Pracht – Klei­ne Stil­kun­de: Per­for­mance

Stimmt Ihre Per­for­mance – oder die Ihrer Pro­duk­te? Wenn so ge­fragt wird, geht es um knall­har­te Leis­tungs­prü­fung. In der Kunst pas­siert genau das Ge­gen­teil.

Nicht, dass eine über­zeu­gen­de, künst­le­ri­sche Per­for­mance, eine si­tua­ti­ons­be­zo­ge­ne Dar­stel­lung – häu­fig zu Aus­stel­lungs­er­öff­nun­gen oder Events dar­ge­bo­ten – keine gros­se Leis­tung wäre! Doch allen an­de­ren Er­war­tun­gen, Mess­lat­ten, Kon­ven­tio­nen wi­der­spricht sie ganz be­wusst. Ihre Ur­sprün­ge lie­gen in den Hap­pe­nings der 1960er Jahre. Im kri­ti­schen Geist, der vor­schnel­len In­ter­pre­ta­tio­nen und Zu­ord­nun­gen einen Streich spielt.

In der bil­den­den Kunst be­steht so die Mög­lich­keit, sta­ti­schen Wer­ken über ri­tu­el­le Hand­lun­gen einen wei­te­ren Sinn­zu­sam­men­hang zu er­öff­nen. Spie­le­risch und zu­gleich kon­fron­tie­rend mit erns­ten The­men er­mög­li­chen Per­for­man­ces auf über­spitz­te Weise Ge­sell­schafts­kri­tik zu üben.

Be­kann­te Per­for­mance­künst­ler:innen

Sie ken­nen viel­leicht Ak­tio­nen von Jo­seph Beuys, Yoko Ono, Valie Ex­port, Yayoi Ku­sa­ma, Ma­ri­na Ab­ra­mo­vic oder Lili Fi­scher. Im deutsch­spra­chi­gen Raum noch we­ni­ger be­kannt ist uns Rose Eng­lish, der das Mu­se­um der Mo­der­ne in Salz­burg nun eine gros­se Werk­schau wid­met. So in­ter­dis­zi­pli­när wie sie ar­bei­tet, mit bil­den­der Kunst, Thea­ter­vor­stel­lun­gen, Zir­kus, Va­rieté, Oper, fe­mi­nis­ti­schen Ak­tio­nen ist sie ein wun­der­ba­res Bei­spiel für die Viel­sei­tig­keit der Per­for­mance-Kunst.

Performance

Un­ver­ges­sen ganz si­cher ihre pro­vo­kan­te Auf­füh­rung von „Qua­dril­le“. Ur­sprüng­lich ein Tanz, der mit einem Ga­lopp endet, tra­ten bei ihr 6 Tän­ze­rin­nen, be­klei­det mit Hufen und Pfer­de­schwanz zu einem tra­di­tio­nel­len Dres­s­ur­tur­nier in Sout­hamp­ton an. Man kann sich die Pro­vo­ka­ti­on für das ty­pi­sche, eng­li­sche Pu­bli­kum vor­stel­len. Rose Eng­lish spricht in ihrem In­ter­view für die Tate Gal­le­ry in Lon­don, die das Werk an­ge­kauft hat, davon, dass sie die Auf­merk­sam­keit auf ver­bor­ge­ne, stark ein­ge­schränk­te, kon­ser­va­ti­ve An­tei­le sol­cher Ver­an­stal­tun­gen len­ken woll­te – die ja auch sehr deut­lich das ge­wünsch­te Rol­len­bild von Frau­en 1975 wi­der­spie­gel­ten.

Die ein­zig­ar­ti­gen Ak­tio­nen wer­den meist fil­misch do­ku­men­tiert – und auch die Ma­te­ria­li­en ver­mit­teln noch jene ganz spe­zi­el­le Stim­mung.

Was Per­for­man­ces al­ler­dings un­be­dingt brau­chen, ist ein frei­er, of­fe­ner Mind bei den Zu­schau­er:innen. Ge­ra­de in die­sen Zei­ten, die so schnell po­la­ri­sie­ren eine gute Übung!

Mit herz­li­chem Gruss, Ihre Eva Mu­el­ler

Abb. oben: Rose Eng­lish, Qua­dril­le | © Cour­te­sy of the ar­tist and Ri­chard Sal­toun Gal­le­ry

Plötz­lich in Pracht be­gin­nen. ROSE ENG­LISH: Per­for­mance, Prä­senz, Spek­ta­kel
Mu­se­um der Mo­der­ne Salz­burg am Mönchs­berg bis 4.5.2025

Falls Sie nicht per­sön­lich zur Aus­stel­lung kom­men kön­nen, hier ein klei­ner Ein­blick:
https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=hhl​trmp​IRXs&​t=18s

Performance Rose English

Hufe und Pfer­de­schwän­ze zur Per­for­mance „Qua­dril­la“ von Rose Eng­lish

„Plötz­lich in Pracht be­gin­nen. Rose Eng­lish: Per­for­mance, Prä­senz, Spek­ta­kel“ Aus­stel­lungs­an­sicht Mu­se­um der Mo­der­ne Salz­burg 2024 Ó Mu­se­um der Mo­der­ne Salz­burg, Foto: Gre­gor Titze

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