Wie Laubenvögel visionalisieren

 

Guten Tag,

von Natur aus sind die Laubenvögel-Männchen eher unscheinbar. Wenn wir mal einen sehr weit hergeholten Vergleich versuchen, dann sehen sie so leicht verwechselbar aus, wie die Schar mit schwarzen Anzügen bekleideteter Business-Herren zu früher Morgenstunde am Flughafen.

Prof. Dr. Sonja Bischoff, die seit über 20 Jahren in ihren umfassenden Studien untersucht, wie und warum Frauen oder Männer in Führungspositionen aufsteigen, stellt in den letzten Jahren fest, dass die Bedeutung eines angenehmen und stilvollen äusseren Erscheinungsbildes für jegliche Aufstiegschancen zunimmt. Ob man dies nun als ungerecht oder zu sehr am schönen Schein orientiert beurteilt, wir trauen der „Schönheit“ nicht nur mehr „Wahres und Gutes“ zu, sondern auch mehr Kompetenz.

Damit sind wir nicht allein! Die Laubenvögel-Männchen wissen, wie wichtig ihr eigener Auftritt (dafür können sie während der Balz ihre Kopfhaube  hoch stellen) – und vor allem das Aussehen der Laube ist – in die sie ihr Weibchen locken wollen. Denn natürlich paaren sich diese nur mit den Erbauern der attraktivsten Lauben! Die Wissenschaftler Laura Kelley und John Endler sagen, was die Männchen mit ihrem herausragenden Wissen um optische Phänomene, Perspektive und Inszenierungskunst machen, ist Kunst am Bau!

Mit Zweigen und Ästchen errichtet der Laubenvogelmann einen eindrucksvollen Eingangsbereich zu einem Platz, auf dem er alles an bunten Accessoires platziert, die er nur finden kann (zunehmend nützt er dazu unsere Plastikreste). Das Geniale daran: Er inszeniert die Dinge der Grösse nach, um optisch den besten Effekt zu erzielen und hebt sie auch noch hoch, wenn ein Weibchen den Ort betritt. Fasziniert von all dem, was es zu sehen gibt, verweilt es ganz lange, man lernt sich kennen und kommt sich näher, somit kann das „Geschäft“ abgeschlossen werden.

Laubenvögel scheinen zu wissen, dass man mit einem attraktiven Platz gewinnt. Das Fraunhofer Institut weist in inspirierenden Büros bis zu 30% mehr Leistung nach. Manche Unternehmen tun sich mit diesen Erkenntnissen noch schwer. Sie erwarten in tristen, grauen Bürowelten von ihren Mitarbeiter/innen höchste Innovationskraft und Begeisterung für die Unternehmensvision – und meinen, das Äussere ihres Arbeitsumfeldes habe doch keinen Einfluss auf ihre Kunden und Besucher!

Einfach mal von der Visionalisierung der Laubenvögel-Männchen lernen!

Mit einem augenzwinkernden Gruss
Ihre Eva Mueller

 

 

In der „National Geographic“ Ausgabe 7/2010 beschreibt der Evolutionsbiologe Jared Diamond wie die Laubenvögel-Männchen: „Blüten, Blätter und Pilze so kunstvoll wie ein Maler (platzieren), der ein Stillleben komponiert. Außerdem sind Laubenvögel Stimmkünstler: Einige kön­nen die männlichen und weiblichen Parts der Duette einer anderen Art nachsingen. Manche ahmen einen Kookaburra nach, den Eisvogel, der auch Lachender Hans genannt wird, oder das Knattern einer Kettensäge. Tanzen können sie übrigens auch, und was „Donalds“ Käfersammlung betrifft: Er tötet die Insekten allein zum Zweck, sie als Dekor zu nutzen. So etwas tun unter allen Tierarten sonst nur noch die Menschen.“

 

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