Wie man schon von klein auf verhindert, dass sich eine Vision entwickelt!
Guten Tag,
als ich kürzlich auf dem Weg von einem Kundentermin zu mir ins Büro in der Strassenbahn sass, musste ich das Gespräch einer Dame neben mir anhören, die sich mobil für alle gut verständlich über ihre Kinder unterhielt.
Die Frau wirkte flott und eigentlich ganz sympatisch. Je länger ihr Gespräch dauerte, umso mehr stellte sich mir die Frage, wie man diesen Wahnsinn unterbrechen könnte, dem anscheinend besonders gut situierte Menschen verfallen sind. Während der ca. 15 minütigen Fahrt wurde ausgiebig beklagt, dass die Parallelklasse bereits den Fuchs durchgenommen hätte und das eigene Kind immer noch nicht!! Dabei sei es nun fast Weihnachten und man sei laut Lehrplan somit im Verzug. Daneben ging es auch noch um die Verhaltensweisen bei den verschiedenen Hobbies, die von den Kindern nachmittags natürlich besucht werden müssten, ihre Eigenheiten beim Essen und Zubettgehen.
Ich frage mich, ob diese Kinder überhaupt einen Schritt ohne Überwachung, Kontrolle und Beurteilung unternehmen können? Mobil angeschlossen, kann ja jederzeit festgestellt werden, wo sie sich aufhalten. Wie soll sich da freies Handeln und Denken entwickeln, Verantwortung, die Fähigkeit Fehler zu machen und sie wieder auszubügeln, kurz und gut, Lebenserfahrung zu sammeln?
Ich frage mich auch, was diese Mutter (und es ist ja bestimmt nicht nur sie) sagen würde, wenn sie selbst jemand so auf Schritt und Tritt beobachten und bewerten würde? Hinter jedem Gespräch das Schlimmste für ihre Zukunft vermutend? Mit wem und warum telefoniert sie denn schon wieder? Ach und was hat sie denn heute angezogen?
Die Idee, wo es im eigenen Leben hingeht, entwickelt sich im Erproben, auf die Nase fallen und wieder aufstehen! Was tun wir Kindern an, die vollgepumpt mit den Zukunftsängsten der Erwachsenen auf keinen Baum mehr klettern, keinen Schulweg mehr alleine gehen aber schon mit drei Jahren Geige und Golf spielen, damit schliesslich im Leben mal was aus ihnen wird?
Anstatt zu erkennen, wer sie sind! Immer wieder aufzuhorchen, wenn diese Kinder aus dem Nichts etwas schaffen, eigene Interessen entwickeln, wie seltsam sie einem selbst auch anmuten, ihnen Dinge leicht fallen, die in dieser Gesellschaft vielleicht nicht zum Millionengehalt führen – aber dafür zu einem glücklichen Menschen mehr, der/die seiner/ihrer inneren Stimme, seinem/ihrem Leitbild folgt – weil er oder sie es frei entwickeln konnte!
Mit herzlichem Gruss
Ihre Eva Mueller
WEIHNACHTSTIPP 3
Die Holzschnitte von Konrad Schmid vermitteln mit ihrer grossen Geste, die aus einem Fluss zu kommen scheint, gerade die Gelassenheit und Ruhe, die es braucht, um sich selbst und andreren Raum zu geben. Bewegung und Wachstum entwickeln sich hier – wie in der Tradition der asiatischen Kunst – aus der Stille und Konzentration.
60 x 80 cm, Holzschnitt auf Japanpapier Zenyu, 7 Motive, Auflage 5, je 300 Euro zzgl. Rahmen