New World
Guten Tag,
Utopien begleiten unsere Menschheitssentwicklung. Die Vorstellung von einer besseren, schöneren, gerechteren Welt existiert wohl, seit dem wir diese Erde bevölkern. In seinem Buch „Schöne Neue Welt“ beginnt Aldous Huxley mit einem Zitat, das eher die Frage aufrührt, wie wir verhindern können, dass alles was machbar ist, auch geschieht. Sein Roman führt vor, in welch grausames Weltregime der Versuch nach vermeintlichem „Glück“ führt, Alter, Krankheit, Not sind durch eine perfide Genmanipulation und soziale Indoktrination scheinbar „ausgeschaltet“.
Doch ohne Utopien ist menschliche Evolution undenkbar. Joseph Beuys prägte dafür den Begriff der „Sozialen Plastik“. So wie Künstler eine Skulptur erschaffen, kreiert jede/r an ihrem/seinem Platz ein Stück dieser Welt. In diesem Sinne ist sein (immer wieder falsch) interpretierter Satz: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ zu verstehen. Er meinte damit nicht, dass alle zu künstlerischer Profession fähig wären – aber in ihrem Bereich eben doch schöpferisch für die Gesellschaft tätig sein können – und sollten.
Vor kurzem jährte sich Beuys Todestag zum 30. Mal und wir erleben gerade in Krisensituationen den Willen der Künstler/innen Gesellschaft mit zu gestalten.
Edi Rama, Künstler und Ministerpräsident von Albanien sorgte für eine bunte Häuserwelt und grüne Erholungszonen in Tirana, weil in seinem Verständnis Ästhetik und gesellschaftlicher Fortschritt einander bedingen. In den vom Dauerkonflikt zerstörten und heruntergekommenen Vierteln im Gazastreifen hat die palästinensische Künstlerin Dalia Agdel Rahman ihr Projekt „Gaza ahla“ ins Leben gerufen. Ihr Traum ist es, dass ganz Gaza bunt wird, ein kleiner Lichtblick, „der den Menschen Kraft gibt“, sagt sie.
Direkt auf innere Prozesse wirkt das Projekt des niederländischen Künstlers Jonas Staal ein. Er baute in für die autonome Kurdenregion Rojava in Syrien ein Parlemant für den „New World Summit“, ein Kommunikationszentrum, in dem es um neue Wege für kulturelle Identitäten geht, Themen wie Frauenbewegung und Säkularismus diskutiert werden und Beziehungen zu anderen, unabhängigen Zentren aufgenommen wird.
Auch im kleineren Rahmen – bei Kongressen und Konferenzen – verbinden Kunstaktionen die Teilnehmer/innen auf spezielle Weise, sorgen für Gemeinschaftserlebnisse, visualisieren Themen und regen zu kreativen Lösungen an – auch wenn sie nicht gleich eine ganz „Neue Welt“ erzeugen, inspirierende Impulse und ungewöhnliche Ideen erschaffen sie allemal (und von wie vielen „üblichen Konferenzen“ lässt sich das schon behaupten)!
Mit herzlichem Gruss
Ihre Eva Mueller
Bei einer Managementkonferenz für die Metro AG entwickelten wir mit Kunststudent/innen Filme, die einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf die vertrauten Produkte und Standorte eröffneten, für einen anderen Kongress arbeiteten wir mit Graffitikünstler/innen zusammen, die während eines Vortrags die Inhalte visualisierten, bei der EMMD- Konferenz „Shaping the Future“ in der Handelskammer Hamburg führte ein Himmel- und Hölle Spiel in die Konferenzräume, die ebenfalls mit passender Kunst gestaltet waren, für weitere Kunden im CSR Bereich entwickelten wir ein Aktionskonzept, das die Teilnehmer/innen mit Performances einbindet… dies ist nur ein kleiner Ausschnitt an Möglichkeiten…
Abb.: Jens Rechtenbach mit dem Himmel- und Höllespiel der Künstlerin Johanna Aigner in der Hand und im Hintergrund ein Gemälde von Gloria Gans zu unserer schönen neuen Welt des Plastikmülls.